Friedhöfe in Hammamet
Hammamet - Christlicher Friedhof
Gräber und teilweise auch Grüfte zumeist der französischen und italienischen Siedler
Überblick
Hinter der Medina von Hammamet befinden sich zwei Friedhöfe: zum einen ist dies der ehemalige französische Militärfriedhof und zum anderen der muslimische Friedhof der Stadt. Der muslimische Friedhof liegt südöstlich der Medina und beginnt an der Straße Rue Imam Sahnoun, die paralell zur Altstadtmauer verläuft. Hier liegt auch der Haupteingang des Friedhofs (für Touristen nicht zugänglich!). Er erstreckt sich im weiteren Verlauf bis zum Meer und im östlichen Bereich bis zur Rue Ali Belhouane. Zwischen Meer und Friedhof verläuft die Promenade von Hammamet, einer schön gestalteten Flaniermeile mit Sitzbänken und Rankbögen.
Muslimischer Friedhof
Gegenüber dem muslimischen Friedhof - direkt unterhalb der Altstadtmauern - liegt der christliche Friedhof von Hammamet. Er beherbergt neben einigen deutschen, französischen und italienischen Gräbern auch das Grab des vor einigen Jahren in Hammamet verstorbenen ehemaligen italienischen Staatspräsidenten Benedetto Craxi, der hier im Ort von 1994 - 2000 im Exil lebte. Lange wirkte der christliche Friedhof als heruntergekommen und ungepflegt. Seit Benedetto Craxi hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat, ist dieser Eindruck verschwunden, den die Fondazione Craxi kümmert sich nicht nur um das Grab des Ex-Präsidenten sondern auch um den christlichen Friedhof.
Siedlergräber
So stammen z.B. einige Gräber italienischer Verstorbener von der Insel Lampedusa vor der tunesischen Küste. Auf allen Friedhöfen aus der Protektoratszeit, die ich bisher besichtigt habe, fand ich weitere zahlreiche Gräber von Frauen und Männern aus Lampedusa und Pantelleria, die zum Teil schon in Tunesien geboren wurden. Weiterhin gibt es In Tunesien viele Gräber aus Sizilien stammender Italiener, die sich hier in Tunesien eine neue Heimat erhofften. Oft wurden die Gräber nach italienischem Vorbild auch als Familiengruft angelegt, was letzlich auf den Wunsch auf einen langen Verbleib in diesem Land hindeutet.
Die Geschichte hat 1964 in Tunesien allerdings anders entschieden- die europäischen Siedler mussten aufgrund einer Entscheidung der Nationalversammlung zur Enteignung europäischen Grundbesitzes ihre verstorbenen und in der Erde Tunesiens beerdigten Angehörigen zurücklassen. Alle französischen, maltesischen und italienischen Siedler verloren so über Nacht ihre Existenzgrundlage und mussten das Land verlassen. Der christliche Friedhof stammt aus dem Jahr 1881, als nach einem radikal-islamischen Aufstand einige französische Soldaten ihr Leben lassen mussten. Sie wurden im Oktober 1881 hier in Hammamet beerdigt- direkt unterhalb der Festungsmauern. Schon von Beginn an gab es Streit aufgrund der Nähe zum muslimischen Teil des Friedhofs. Auch die direkte Nachbarschaft der Ruhestätte zur Medina war einigen Bewohnern von Hammamet damals suspekt und der Friedhof wurde in Folge mehrfach zerstört und beschädigt.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Militärfriedhof eine christliche Ruhestätte, weil mittlerweile immer mehr Siedler der drei Nationen verstarben und hier bestattet wurden. Nach der Unabhängigkeit Tunesiens verfiel der Friedhof zusehends bis im Januar 2000 der ehemalige italienische Ministerpräsident Benedetto Craxi, genannt Bettino, hier beigesetzt wurde. Er lebte bereits seit 1994 im tunesischen Exil und wohnte in Hammamet. Nach dem Tod des Ex-Ministerpräsidenten wurde die Fondazione Craxi gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, zur Ehren Craxis den heruntergekommenen Friedhof wieder zu erneuern und ihn zukünftig zu pflegen.
Wer war Bettino Craxi?
Hammamet - Christlicher Friedhof
Grab des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Benedetto Craxi in Hammamet
Benedetto Craxi, genannt Bettino, wurde am 24. Februar 1934 in Mailand (Norditalien) als Sohn des Rechtsanwalts Vittorio Craxi (1906 - 1992) geboren, dessen Vater ursprünglich aus San Fratello, einer Stadt in der Provinz Messina (Sizilien) stammte. Seine Biografen sehen den Vater als Antifaschisten und zur Zeit Mussolinis als politisch verfolgt an. Das soll auch der Grund dafür gewesen sein, das Benedetto während des Zweiten Weltkriegs nach England zur Ausbildung und Studium ins katholische Internat "De Amicis" nach Canterbury geschickt wurde. Nach der Befreiung durch die Amerikaner wird der Vater, Vittorio Craxi, Vize-Präfekt in Mailand und danach Präfekt in Como.
Politische Laufbahn
Nach dem Krieg begann Benedetto Craxi seine politische Laufbahn. 1953, mit neunzehn, tritt er in Mailand in die Föderation der Sozialistischen Partei ein. In der Zwischenzeit besucht er die Universität und studiert Rechtswissenschaften und wird in dieser Zeit Vizepräsident der "dell'Unuri Parlamentino Studenten". Seinen Aufstieg in der Partei setzt er fort: 1965 wird er Mitglied des Parteivorstandes. 1968 wird Craxi zum ersten Mal als Abgeordneter in das italienische Parlament gewählt. Seit 1976 hatte Bettino Craxi den Posten des Generalsekretärs der Partei inne. Unter seiner Führung schlug die Partei einen sozialdemokratischen Kurs ein.
Bildquelle: © Richard / PIXELIO
Schmiergeldskandal
1983 ist es dann soweit: Bettino Craxi - ein Sozialist - wird italienischer Ministerpräsident. Er war vier Jahre im Amt, was eine im Nachkriegs-Italien sehr lange Regierungszeit darstellt. Nach 1987 verlor die PSI (Partito Socialista Italiano) die Regierungsführung wieder an die Christdemokraten. Im Jahre 1992 verdichteten sich Beweise für eine breite Verstrickung der Partei in ein System der Korruption. Am schwersten und klarsten waren die Vorwürfe gegen Craxi im Schmiergeldskandal Mani pulite (Saubere Hände). Die Partei versuchte vergeblich durch einen Wechsel vom Vorsitzenden Craxi zu Giorgio Benevenuto Vertrauen zurückzugewinnen. Das Video von YouToube zeigt den Politiker während der Untersuchung des Schmiergeldskandals vor dem Obersten Gerichtshof.
Tod in Hammamet
Hammamet - Christlicher Friedhof
Grab des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Benedetto Craxi in Hammamet
Bei den vorgezogenen Neuwahlen 1994 fiel sie mit 2,2 % auf den Status einer Splitterpartei zurück. 1994 wird Italiens sozialistischer Ex-Premier Benedetto Craxi wegen Korruption in Abwesenheit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt; er hält sich in Tunesien auf. Hier lebt er mittlerweile im Exil und hat sein Leben eingerichtet. Craxi ist stolzer Besitzer eines Top-Restaurants: La Scala in Hammamet. Bettino Craxi stirbt am 19. Januar 2000 - im Alter von 65 Jahren - im Exil in Hammamet an den Folgen seiner schweren Diabetes-Erkrankung und wird hier auf dem christlichen Friedhof beerdigt. Craxi war der erste Sozialist in der Geschichte der Republik Italien, der den Vorsitz des Ministerrates vom 4. August 1983 bis zum 17. April 1987 inne hatte- in zwei aufeinander folgenden Regierungen.
Auf seinem Grabstein finden sich die Worte: "La mia libertà equivale alla mia vita" - Meine Freiheit ist gleichbedeutend mit meinem Leben!
Quellennachweis:
Info
Die Biografie von Bettino Craxi basiert auf dem Artikel Bettino Craxi (Stand vom 29.07.2010) und stammt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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