Römisches Karthago
Tunis - Römisches Karthago
Platz des römischen Forums auf dem Byrsa-Hügel
Übersicht
Auf der nebenstehenden Karte finden Sie im nordwestlichen Teil von Karthago die meisten Bauwerke aus der römischen Epoche. U.a. ein gut erhaltenes römisches Theater, ein Odeon und die römischen Zisternen von La Malga. Weiterhin punische, römische und byzantinische Ausgrabungen und einen seltsam anmutenden Säulenwald, dessen Ursprung noch nicht geklärt ist. Ferner stößt man hier auf die Überreste des einstigen römischen Villenviertels. Im Westen des Byrsa-Hügels befinden sich die Wettkampfarenen aus der römischen Epoche: zum einen das Amphitheater, das einst Platz für bis zu 50.000 Zuschauer bot und zum anderen das Hippodrom, wo Wagenrennen die Besucher von ihrem Alltag ablenkten.
Vieles in diesem Bereich ist noch nicht ausgegraben und wartet somit darauf, entdeckt zu werden. Der Archäologische Park der römischen Villen ist neben den Antoninus-Pius-Thermen eine Attraktion ersten Grades. Rund 100 Jahre nach der Zerstörung Karthagos durch den römischen Feldherrn Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus minor Numantinus (geb. 185 v. Chr.; verst. 129 v. Chr.), der meistens nur Scipio Aemilianus genannt wurde, begann man, die Stadt wieder aufzubauen. Die wichtigsten römischen Gebäude, Forum und Kapitol, errichtete man auf dem Byrsa-Hügel, der deswegen teilweise abgetragen werden musste um Platz zu schaffen für die neuen Gebäude und Plätze der Römer.
Nördlich des Byrsa-Hügels errichtete man ein Theater, ein Odeon und ein Villenviertel, dessen Überreste noch heute besichtigt werden kann. Im Nordwesten des Hügels endete der von Zaghouan herangeführte Aquädukt, dessen Wasser man in den riesigen Zisternen von La Malga sammelte und das von hier aus unterirdisch durch Kanäle in die neuerbaute Stadt fließen konnte. Im westlichen Bereich von Karthago findet man das Amphitheater, von dem noch die Grundmauern und einige Räume im Untergrund zu sehen sind. Es bot einst Platz für 30 000 Zuschauer. Etwas entfernt vom Amphitheater liegt das Hippodrom von Karthago, wahrscheinlich eine ehemalige Pferderennbahn.
Säulenpark Karthago
Auf der Fahrt von Tunis nach Karthago über die Route 23 kommt man zur Kreuzung mit der Nationalstraße 10. Hier biegt man nach rechts ab um nach Karthago zu kommen. Etwa 200 Meter weiter kommt auf der rechten Seite die Abzweigung zum antiken Amphitheater in Sicht. Geradeaus gelangt man zu einem Kreisverkehr, in dem die dritte Ausfahrt (Route de Carthage) zu den Zisternnen von La Malga führt und etwas weiter zum sehenswerten amerikanischen Militärfriedhof (Route de Roosvelt). Die erste Ausfahrt führt zum Byrsa-Hügel und geradeaus (Rue Mohamed Ali) gelangt man zu einer weiteren wichtigen Kreuzung. Nach links führt die Straße in Richtung Sidi Bou Said und nach rechts in die kleine Straße Rue Syphax, wo Sie ihren Wagen parken können.
Genau hier auf der rechten Seite der Kreuzung finden Sie den Park der Säulen (Edifice à Colonnes de Carthage). Das Gebiet ist eine Ruinenstätte im Herzen von Karthago und wird in die Zeit der Römer datiert. Im Jahr 1922 wurde dieser Bereich ausgegraben aber die genaue Datierung und der Ursprung dieses Komplexes ist bis heute unbekannt. Die Ruinenstätte liegt auf dem Juno-Hügel (Name stammt aus der Römerzeit) und direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich der "Parc el abidine de carthage", dessen Gründung auf den ehemaligen tunesischen Staatspräsidenten Zine el Abidine zurückgeht. 400 Meter weiter nördlich am Boulevard de I' Environnoment hat dieser auch gleich eine Moschee (Zine El Abidine Mosque in Carthage) erbauen lassen, unweit des Präsidentenpalastes.
Zurück zum Park der Säulen:
Archäologen haben hier korinthische Doppelsäulen ausgegraben, während der Boden mit Mosaiken gepflastert war. An der Straße ist noch ein Gewölbe zu erkennen. Auf einigen Mosaiken, die 1960 entdeckt wurden, sind Pferde zu erkennen. Ein Team des "Department of Antiquities", geführt vom französischen Archäologen Louis Poinssot, versuchte in mehreren Grabungen in den Jahren 1921 - 1922 die Geschichte dieses Gebäudes zu erforschen. Die Analyse der Ergebnisse aus den Grabungen wurde 1926 ohne konkrete Ergebnisse abgeschlossen. Es gibt zwei Hypothesen, welche Nutzung dieses Gebäude einst erfahren hat: zum einen nimmt man an, das es für eine Verwendung als Zivilgebäude gedient hat und zum anderen, das es als Palästra der sogenannten Gargilius Bäder diente. Das Gebäude mit den vielen Säulen soll in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts errichtet und im 4. Jahrhundert umgebaut worden sein. [1]
Tunis - Römisches Karthago
Römisches Theater
Römisches Theater
Tunis - Römisches Karthago
Römisches Theater- im Hintergrund die Karthago Moschee (ehem. Zine El Abidine Mosque Carthage)
Das römische Theater befindet sich westlich der Antoninus-Pius-Thermen an der Avenue 7 Novembre. Es stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und ist noch relativ gut erhalten. Das antike Theater wurde in einen Hügel eingepasst, der dafür teilweise abgetragen werden musste. Heute gibt es Sitzgelegenheiten für etwa 5000 Zuschauer und man nimmt an, dass das Theater damals etwa 8000 Zuschauer fasste. Ein Bereich des Theaters war für besondere Gäste mit einem Eisengitter abgetrennt. Die Sitzplätze waren mit Buchstaben markiert. Die Theaterbühne besaß eine Bühnenwand, die heute so nicht mehr sichtbar ist.
Zahlreiche Skulpturen zierten einst das Theaterrund, von denen nur noch die Basen erhalten sind. 1922 entdeckten französische Archäologen die Ruinen des Theaters von Karthago unter Bergen von Schutt und gruben es in den nachfolgenden Jahren kontinuierlich aus. Das Theater wurde vor ein paar Jahren renoviert und wird nun in den Sommermonaten auch als Spielstätte genutzt. Dargeboten werden antike Tragödien und natürlich auch Darbietungen mit tunesischer Folklore. Hinter dem Theater befindet sich das aus dem 3. Jahrhundert stammende Odeon (Zugang nur über den Eingang zum Park der römischen Villen).
Hier wurden durch einen Erlaß des römischen Kaisers Septimius Severus die sogenannten Pythischen Spiele ausgetragen- ein Wettstreit der Künstler. Die Ausgrabungsstätten in Karthago wurden 1979 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt!
Weitere Informationen zum Weltkulturerbe Karthago in Tunis finden Sie hier....!
Das Epos Äneis des römischen Autors Publius Vergilius Maro beschreibt die Situation in Karthago so, wie der Protagonist die antike Stätte sehen sollte und erwähnt hierbei auch die Bautätigkeiten auf dem Byrsa-Hügel und dem Hafen, aber auch den Bau des Theaters in diesem Zusammenhang:
Tunis - Bardo-Museum
Dichter Publius Vergilius Maro - Vergil zwischen zwei Musen - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)
"Schleunig indes gehn jene den Gang, wie sie leitet der Fußpfad.
Und schon steigen den Hügel sie aufwärts, welcher die Stadt hoch
überragt, und das Antlitz der Burg anschauet von oben.
Staunend erblickt Äneas den Bau, einst ländliche Hüttlein,
staunend die Thor' und den Lärm und die langgepflasterten Straßen.
Glühender Eifer beseelt die Tyrier; einige führen
Mauern zum Baue der Burg und wälzen Gestein mit den Händen;
Andere wählen den Platz für ein Haus und umziehn ihn mit Furchen.
[Richter und Obherrn wählen sie schon und den heiligen Rat aus.]
Andere graben den Hafen sich aus, noch andere legen
tief dem Theater den Grund, auch ungeheuere Säulen
haun sie aus Felsen hervor, der werdenden Bühne zum Festschmuck [2]"
Der Dichter Publius Vergilius Maro (auch unter dem Namen "Vergil" bekannt) wurde am 15. Oktober 70 v. Chr. bei Mantua (Italien) geboren. Vergil war ein lateinischer Dichter und Epiker, der während der Zeit der Römischen Bürgerkriege und des Prinzipats des Octavian (ab 27 v. Chr. Augustus) lebte. Er verstarb am 21. September 19 v. Chr. in Brindisi (Italien).
Amphitheater
Im nordwestlichen Bereich von Karthago befindet sich das Amphitheater. Dieses Theater besaß einst eine Kapazität von 30.000 Plätzen. Hier, an diesem Platz, soll sich das Martyrium der Heiligen Perpetua und Felicitas zugetragen haben. Perpetua und Felicitas (* um 181; † 7. März 203 in Karthago) gehören zu den ersten Märtyrinnen, deren Schicksal zuverlässig überliefert ist. Vom einstigen Amphitheater ist praktisch nur die Arena erhalten geblieben. Der Rest des Gebäudes wurde im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte geplündert, größtenteils für andere Bauten in Tunis. Ähnlich erging es dem Zirkus (Hippodrom), von dem noch äußere Konturen im Boden erkennbar sind. Nach Ausgrabungen eines archäologischen Teams aus den Vereinigten Staaten im Rahmen einer Mission der UNESCO wird die Kapazität des Zirkus auf bis zu 60 000 Zuschauer geschätzt.
Archäologischer Park der römischen Villen
Tunis - Römisches Karthago
Archäologischer Park der römischen Villen - Atrium des Maison de la Voliére
Der Archäologische Park der römischen Villen ist neben den Antoninus-Pius-Thermen eine Attraktion ersten Grades. Rund 100 Jahre nach der Zerstörung Karthagos durch den römischen Feldherrn Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus minor Numantinus (geb. 185 v. Chr.; verst. 129 v. Chr.), der meistens nur Scipio Aemilianus genannt wurde, begann man, die Stadt wieder aufzubauen. Die wichtigsten römischen Gebäude, Forum und Kapitol, errichtete man auf dem Byrsa-Hügel, der deswegen teilweise abgetragen werden musste....
Weitere Informationen zum Archäologischen Park der römischen Villen in Karthago in Tunis-Carthage finden Sie hier....!
Römischer Aquädukt
Die Überreste der Aquädukte von Palmyra und Samos (Tunnel des Eupalinos, im 6. Jahrhundert v. Chr. von Eupalinos von Megara erbaut) sind Beispiele von unterirdischen Kanälen, die das Wasser aus mehr oder minder entfernt liegenden Quellen in die Städte führten. Am bekanntesten sind die Aquädukte der Römer, da sie oft auf gewölbten Bogenstellungen geführt wurden und zu den bedeutendsten Bauwerken der Antike gehören. Bei dem kleinen Ort Oudna (Oudhna) in Nordtunesien finden Sie die schönsten Teile dieses Bauwerks - schon von weitem ist der Aquädukt in einer langen Linie zu erkennen und wird beim näherkommen immer größer.....
Weitere Informationen zum ehemaligen römischen Aquädukt in Nordtunesien finden Sie hier....!
Antoninus-Pius-Thermen
Eines der prächtigsten römischen Bauwerke hier in Nordafrika, die Antoninus-Pius-Thermen, wurden 162 n. Chr. fertiggestellt und besaßen eine Ausdehnung von etwa 200 Meter. Benannt wurden die Thermen nach dem römischen Kaiser Antoninus Pius (86 - 161 n. Chr.), der von 138 bis zu seinem Tod regierte, einem Zögling Kaiser Hadrians und der vierte von insgesamt sechs Adoptivkaisern. Das Römische Reich erlebte unter ihm, dem Begründer der Antoninischen Dynastie....
Weitere Informationen zu den Antoninus-Pius-Thermen in Karthago finden Sie hier....!
Zisternen von La Malga
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Karthago sind die römischen Zisternen von La Malga. Viele Besucher, die einen Ausflug nach Tunis buchen, kommen hier vorbei oder legen eine Mittagsrast im nahe gelegenen Restaurant Le Phenix de Carthage ein. Das Restaurant ist auf Reisegruppen spezialisiert, die hier bei einem kurzen Aufenthalt das Mittagessen einnehmen. Meist geht es so schnell, dass man vergißt, die direkt neben der Gaststätte liegenden Zisternen näher in Augenschein zu nehmen....
Weitere Informationen zu den römischen Zisternen von La Malga in Karthago finden Sie hier....!
Quellennachweis:
Info
1.: Die Informationen zum Park der Säulen (Édifice à colonnes de Carthage) basieren auf dem Artikel Édifice à colonnes de Carthage (Stand vom 15.03.2011) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Das Foto "Amphitheater Karthago - Autor: Neil Rickards" ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 2,5 Generic und unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported".
2.: Vergils Äneide - übersetzt von Johann Heinrich Voß, 1875, veröffentlicht von Philipp Reclam jun., Leipzig - Kapitel 3, 418 - 429, - Projekt Gutenberg - DE