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Abbildung: Dr. Gustav Nachtigal - 23. Februar 1834 - 20. April 1885 - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)
Von den 51 Jahren seines Lebens verbrachte Gustav Nachtigal 14 1/2 Jahre im nördlichen Teil Afrikas- u.a. in Tunesien und Algerien- reiste über 12.000 km und berichtete über seine Forschungen in seinem umfangreichen Werk „Sahara und Sudan“, in Briefen und Artikeln. Sein Lebenswerk und seine Forschungen finden noch heute ihre Anerkennung und Beachtung. Mit seinen Aufzeichnungen und Tagebüchern erwarb sich Gustav Nachtigal einen Namen als Geograph und Ethnologe. Er verfügte über diplomatisches Geschick und ausgezeichnete Sprachkenntnisse, lernte die Mentalität und die Lebensweisen der Einheimischen kennen, was ihm zu diplomatischen Ämtern verhalf. Er drang bei seinen Reisen bis in das Herz von Afrika vor und erlebte Landschaften und Völker, über die man bis dahin kaum etwas wusste. Diese umfangreichen Erfahrungen nutzte Reichskanzler Bismarck für die Ziele seiner Kolonialpolitik und setzte Nachtigal zunächst als Generalkonsul in Tunis und später als Reichskommissar für Westafrika ein.
Abbildung: Eichstedt - Geburtsstadt von Dr. Gustav Nachtigal
Gustav Nachtigal wurde am 23. Februar 1834 in Eichstedt, einem Dorf nördlich von Stendal in der Altmark (Sachsen Anhalt), geboren. Er entstammte einer angesehenen altmärkischen Familie. Sein Vater war Geistlicher, der schon sehr früh an der Tuberkulose verstorben war. Am Stendaler Gymnasium machte er 1852 sein Abitur und studierte anschließend in Berlin, Halle, Würzburg und Greifswald Medizin. 1857 promovierte er in Greifswald und machte sein Staatsexamen. Er selbst wurde Mediziner, diente im Militär als Arzt und erkrankte dann selbst auch lebensgefährlich an Tuberkulose. Man riet ihm zu einem Aufenthalt in Afrika, ihm fehlten selbst aber die Mittel für diese Reise.
Abbildung: Stendal - Stadtansicht, 19. Jh., Ausschnitt, aus: Goetze, Ludwig: Urkundliche Geschichte der Stadt Stendal, 1873 - Bildquelle Wikipedia - Autor: Deutsche Fotothek - Lizenz s.u.
Da half ihm sein Onkel, Dietrich Nachtigal, der als Kaufmann in Köln lebte, und finanzierte ihm den lebensrettenden Aufenthalt in Algerien. Am 29. Oktober 1862 verließ Gustav Nachtigal Köln und reiste mit der Eisenbahn über Basel und Genf nach Marseille und von dort mit dem Schiff nach Algerien. Sein Reiseziel Bône (heute Annaba) erreichte er am 5. November 1862. Er war einem Geschäftsfreund seines Onkels empfohlen, der ihm half, sich in der neuen Umgebung einzurichten.
Abbildung: Köln - Karte von Köln aus dem Jahr 1807 - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)
Es begann nun ein reger Briefwechsel mit der Heimat. Sie zeugen von der Anhänglichkeit und Dankbarkeit an seinen "theuren Onkel" und die "geliebte Tante" und zeigen die Entwicklung Gustav Nachtigals vom heilungsuchenden Kranken zum Leibarzt des Bey von Tunis und schließlich zum Forschungsreisenden. Er berichtet über Freundschaften, die er schließt, über Ausflüge in die Umgebung, über die Kolonialverwaltung der Franzosen. Er schildert die Lebensgewohnheiten der Araber, schreibt über Städte und Landschaften, über die Reste der Römerzeit im Lande und über meteorologische Beobachtungen.
Abbildung: Karte von Algerien -
Von Bône (Annaba - dem alten Hippo) in Algerien siedelte Gustav Nachtigal im Mai 1863 nach Tunis über, wo er zunächst unter den ärmlichsten Verhältnissen als Arzt praktizierte. Es gelang ihm, Anschluß an die Konsularfamilien und die Beamten des Hofes zu finden, für seinen Lebensunterhalt war er aber immer noch auf die Zuwendungen seines Onkels angewiesen. Eine Wende brachte das Jahr 1864 mit der tunesischen Revolution. Ein großer Teil der einheimischen Stämme erhob sich gegen den Bey und versuchte, die Regierung zu beseitigen. An dem Feldzug gegen die Aufständischen nahm Gustav Nachtigal als Feldarzt teil. Nach dem siegreichen Feldzug ernannte ihn der Bey zum ersten Arzt seiner Flotte, die eben gebildet worden war und aus einigen kleineren Schiffen bestand. Er gehörte von nun an zum Hof mit einem festen Gehalt, das ihm aber wegen der ungeheuren Verschuldung des Staates nie ganz ausgezahlt wurde. Nur seine private ärztliche Tätigkeit - zu seinen Patienten gehörten nun auch Angehörige der Konsularfamilien und höhere Beamte - sicherte ihm ein ausreichendes Einkommen.
Abbildung: Annaba (Algerien) - Kathedrale von Annaba - Saint-Augustin d'Annaba (Hippo Regius) - Bildquelle: Wikipedia - Autor: Dan Sloan - Lizenz s.u.
Er konnte nun endlich an einen Besuch in der Heimat denken, aber der preußisch-österreichische Krieg von 1866 hatte für ihn von seiten der preußischen Armee ein Desertionsverfahren zur Folge, das erst nach langwierigem Schriftverkehr niedergeschlagen wurde. 1867 hinderte ihn eine Choleraepidemie an der Reise, und erst im Frühjahr 1868 sah er die Heimat wieder. Schließlich wurde er der Leibarzt des Bey, weil alle anderen Ärzte bei einer Choleraepidemie aus Tunis geflüchtet waren. 1869 traf er den deutschen Afrikareisenden Gerhard Rohlfs, der ihm anbot, an seiner Stelle Geschenke des Preußischen Königs nach Kuka zum Sultan von Bornu zu bringen. Diesen Auftrag nahm Gustav Nachtigal gerne an. Er rüstete eine kleine Karawane aus und brach im Februar 1869 in Tripolis (Lybien) auf, und damit begann seine Forschungsreise durch Afrika, die ihn während der nächsten fünf Jahre in Gebiete brachte, die vorher nie ein Europäer betreten hatte. Seine Forschungen und Reiseerlebnisse beschrieb er in seinen Briefen und später in dem dreibändigen Werk "Sahara und Sudan".
Abbildung: Tunis - Bazar - Foto eines Bazar in Tunis 1899 - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)
Gustav Nachtigal reiste zunächst nach Mursuk. In Mursuk hatte er einen unfreiwilligen Zwischenstopp, weil er auf eine größere Karawane warten mußte, der er sich anschließen konnte. Er beschloß, die Monate der Wartezeit auszunutzen und eine Reise nach Tibesti zu unternehmen, wo vorher noch kein Europäer gewesen war. Je weiter er ins Tibesti vordrang, desto feindlicher verhielt sich die Bevölkerung. Sie erbettelten und stahlen ihm seine ganze Ausrüstung, auch die Geschenke für die Stammesältesten und die Verpflegung. In Bardai bedrohten ihn die Tubu mit dem Tod, er konnte aber mit seinen Begleitern fliehen und kam schließlich im Oktober 1869 halbverhungert wieder nach Mursuk zurück. 1870 reiste er dann weiter nach Kuka, wo er im Juni 1870 ankam und dem Sultan von Bornu die Geschenke des Preußischen Königs überreichte.
Abbildung: Tschad - Tibesti - Landschaft am Tibesti-Gebirge in der Republik Tschad - Bildquelle: Wikipedia (gemeinfrei)
Von Kuka aus unternahm er in den nächsten Jahren Reisen nach Nordosten (Borku), nach Süden (Bagirmi), und im Jahr 1873 trat er die Rückreise an, die ihn nach Osten quer durch Afrika nach Khartum führte, wo er im August 1874 ankam. Von dort kehrte er nach Deutschland zurück, wo man schon viel von ihm gehört hatte und er ehrenvoll empfangen wurde. Er wurde Präsident der "Deutschen Gesellschaft zu Erforschung Afrikas" und Vorsitzender der "Gesellschaft für Erdkunde" in Berlin. 1882 wird er deutscher Generalkonsul in Tunis.
Abbildung: Khartum - ...der Nil bei Khartum - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)
Im Jahr vor seinem Tode schließt er im Auftrage des Deutschen Reiches in Togo und Kamerun Freundschafts- und Schutzverträge und hißt im Namen des Kaisers die deutsche Fahne. Auf der Heimreise stirbt er an Bord der "SMS Möwe" am 20. April 1885 im Alter von 51 Jahren. Sein Grab liegt in Douala in Kamerun.
Soweit die Kurzbiographie des deutschen Afrikaforschers Gustav Nachtigal - Copyright © Textauszug "Kurzbiographie Gustav Nachtigal" 1999 - 2021 mit freundlicher Genehmigung von Karl Wüllenweber - Bornheim-Uedorf. Website des Autors: www.gustav-nachtigal.de
Abbildung: Kamerun - Karte von Kamerun (1885-1890) - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)
Die Fotos "Stendal Stadtansicht, 19. Jh., Ausschnitt, aus: Goetze, Ludwig: Urkundliche Geschichte der Stadt Stendal, 1873 - Autor: Deutsche Fotothek" - "Kathedrale von Annaba - Saint-Augustin d'Annaba - Autor: Dan Sloan" stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Abbildung: Info -