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Festung von Kelibia - Teil 2

Abbildung: Kelibia - Festung - Blick vom Hafen auf die Festung




Überblick



Die militärische Bedeutung der Festung von Kelibia entstammt ihrer strategischen Lage im Mittelmeer. In der Antike war der Hafen ein sicheres Ziel und lag in der Nähe der Häfen von Sizilien und Malta. Die Halbinsel Cap Bon trennt zwei wichtige Becken des Meeres- zum einen den Golf von Tunis (seinerzeit Golf von Karthago) und zum anderen den Golf von Hammamet. Im Falle von Konflikten konnte man von diesem Punkt schnell militärische Hilfe leisten oder Nachschub von Sizilen erhalten. So war der Hafen von Clupea in der römischen Zeit ein sicherer Ankerplatz für die römische Flotte. Die Zitadelle von Kelibia garantierte zeitweise den Schutz sämtlicher Dörfer und Städte auf der Halbinsel Cap Bon. Die antike Stadt am Fuße der Felsen, auf denen oberhalb die Festung errichtet wurde, war eine der wichtigsten Städte von Tunesien bis zum 11. Jahrhundert.

Weiter geht es mit Teil II.


Abbildung: Kelibia - Festung - Rundgang um die Festung



Ribat der Aghlabiden


Das Fort von Kélibia war nach dem Fall von Karthago der erste Ort, wo die byzantinische Armee Zuflucht suchte. Sie wurden hier im Jahre 698 besiegt und flohen zur Insel Pantelleria, wo sie weitere 150 Jahre blieben, bis sie um 847 von den Arabern vertrieben wurden. Das war das Ende der politischen Einigkeit im Mittelmeer. Es folgte das Reich der Aghlabiden (arabische Dynastie), die von ca. 800 - 909 in Ifriqiya regierten. Mit Ifriqiya ist das Herrschaftsgebiet gemeint, zu dem Algerien, Tunesien und Tripolitanien gehörten. Die Ausdehnung des Aghlabidenreiches reichte im Westen bis zu den östlichen Teilen von Marokko, im Osten bis in weite Bereiche des heutigen Lybien und im Norden Teile des südlichen Italien mit Sizilien und Sardinien.


Abbildung: Kelibia - Festung - Bildmitte: Fort der Byzantiner innerhalb der Festung

Errichtung von Grenzfestungen


Zur Sicherung der Macht nach außen und innen wurden Grenzfestungen (Ribate) angelegt u. a. in Sousse und Monastir. Die byzantinische Festung wurde zum Ribat (Wehrkloster) um- und ausgebaut. Im Zentrum des Ribat lebten moslemische Soldaten in klosterähnlicher Zurückgezogenheit. Sie waren verantwortlich für die Überwachung der Küsten. Sie hatten weiterhin die Aufgabe, junge Freiwillige anzuwerben, die in einem Expeditionskorps für Muslime die Eroberung von Sizilien (827) und anderer Inseln im Mittelmeer vorantrieben. In Friedenszeiten widmeten sie sich der Kultur und Religion und mystischen Praktiken. Der Ribat diente damals auch als Rastplatz für Reisende, aber auch als Gefängnis für muslimische Gefangene. Die Bewegung der schiitischen Fatimiden beendete das Reich der Aghlabiden.


Abbildung: Kelibia - Festung - ...südöstlicher Bereich der Festung...

Zitadelle der Ziriden


In der Epoche der Ziriden (947 - 1160), Vasallen der Fatimiden, wurde der Hafen von Kelibia mit einer Werft ausgestattet. Weiterhin wurde an diesem Standort im 10. Jahrhundert ein großer Marinestützpunkt errichtet. In der Zeit der Ziriden begann die normannische Eroberung von Süditalien. Sie fand über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten im 11. Jahrhundert statt. In Apulien und Kalabrien war Byzanz um 1000 n. Chr. die dominierende Macht. Nach mehreren schweren Schlachten bei Cannae (1016 und 1041) waren die Byzantiner in Apulien besiegt. Die Normannen dehnten ihren Herrschaftsbereich im Laufe der Jahre bis nach Sizilien aus und stießen von hier aus nach Nordafrika vor.


Abbildung: Kelibia - Festung - Innenbereich


Während der Regentschaft des Herrschers Tamime Ibn Al-Muiz (1062 - 1108) griffen die Normannen auch Clupea an und besetzten die Stadt. Um 1112, vier Jahre nach dem Tod von Tamime Ibn Al-Muiz, gelang es seinem Sohn Yahya am Ende eines langen und blutigen Krieges, der zur Zerstörung der byzantinisch-aghlabidischen Festung führte, die Normannen aus Clupea zu vertreiben. Um eine erneute Rückkehr der Normannen zu verhindern, begann Yahya mit dem sofortigen Wiederaufbau der Stadt und ihrer Festung, die nun die gesamte Fläche auf der Anhöhe einnahm. Die Grundstrukturen dieser Zitadelle haben noch heute Gültigkeit. Auch der Fußweg von der Stadt zur Festung stammt aus dieser Zeit.


Abbildung: Kelibia - Festung - Vorderseite der Festung

Ribat der Hafsiden


Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert war die Dynastie der Hafsiden tonangebend. Die Hafsiden waren von 1229 bis 1574 eine Herrscherdynastie in Ifriqiya, dessen Kernbereich in etwa dem heutigen Tunesien entspricht. Die Hafsiden zählen zu den am längsten regierenden Dynastien im Maghreb und übernahmen 1229 in dessen Osthälfte die Macht von den Almohaden (1147 – 1269). Unter der Dynastie der Hafsiden wurde die mächtige Zitadelle aus der Zeit der Ziriden eine wichtiges mystisches Zentrum. Die Sufi-Bruderschaft hielt hier in der Nähe eines Küsten-Gebirges mystische Sitzungen ab. Unter dem Begründer der Hafsiden-Dynastie - Abu Zakariyya Yahya I. (1229 – 1249) - wurden viele Muslime aus Andalusien aufgenommen, die vor der Reconquista in Kastilien und Aragon auf der Flucht waren. 1231 – 1236 schloss Ifriqiya Wirtschaftsverträge mit Italiens Republiken Venedig, Pisa und Genua und orientierte dorthin seinen Handel, was einen Wirtschaftsaufschwung bewirkte.

Militärisch waren die Hafsiden bald den europäischen Heeren ebenbürtig. Der hier herrschende Sultan Abu Faris (16. Jahrhundert) war vor allem bemüht, die Befestigungsanlagen aus der Zeit Ziriden zu reparieren.


Abbildung: Kelibia - Festung - Wehrgang mit Zinnen

Zitadelle der Türken


Die türkische- oder besser gesagt die osmanische Epoche begann im 16. Jahrhundert und dauerte bis ins späte 19. Jahrhundert. Wie die anderen Forts vor der tunesischen Küste, war Kélibia im 16. Jahrhundert Schauplatz mehrerer Schlachten zwischen den türkisch-osmanischen Seestreitkräften und der spanischen Flotte. Im frühen 18. Jahrhundert erwägte der Dey von Tunis Asta Murad (1637 - 1640) Veränderungen zur Verteidigung der Zitadelle. Dies war nötig geworden durch neue militärische Entwicklungen und hierbei erhöhte er die Stärke der Garnison, die auch über ein eigenes Schiffs-Geschwader verfügte. Dies führte zu Repressalien der christlichen Anrainerstaaten einschließlich der Bombardierung der Festung durch die Französische Flotte in den Jahren 1669 und 1671.


Abbildung: Kelibia - Festung - ...wehrhafte Festung...


Allerdings wurden diese Angriffe in den nachfolgenden Jahren weniger und die Herrschaft von Tunis begann die Festung zu vernachlässigen. Der französische Archäologe und Forschungsreisende Viktor Guerin (1821 - 1891) besuchte im Jahre 1860 Kélibia und fand die [...] "Festung mit Schutt gefüllt und an deren Rändern wachsen Feigenbäume und Sträucher. Mehrere Teile dieser Zitadelle verfallen und erholen sich nicht mehr" [...]. Dies bestätigt ein reicher Bewohner von Kelibia in der Mitte des 19. Jahrhunderts: Mustapha Ben Slimane. Zu Beginn des Protektorats in Tunesien (1881) legten die Franzosen großen Wert auf den Erhalt der Festung von Kélibia, errichteten einen Leuchtturm und versahen die Festung mit den damals modernsten telemetrischen Einrichtungen. Aufgrund der strategischen Position der Festung von Kélibia wurde die Zitadelle von den Achsenmächten im Zweiten Weltkrieg von 1942 - 1943 besetzt.


Abbildung: Kelibia - Festung - ...das Haupttor von innen...

Die Festung heute


Heute hat die Zitadelle einen polygonalen Grundriss und nach der aktuellen topographische Karte besitzt sie eine Fläche von etwa drei Hektar. Die Zitadelle ist damit die größte muslimische Festung, die noch in Tunesien erhalten geblieben ist. Die Grundmauern sind in der Regel aus großen Steinblöcken und die oberen Teile aus Stein und Mauerwerk errichtet worden. Der größte Teil der unteren Ebene wurde von der Dynastie der Ziriden weitgehend unter Verwendung von Materialien aus den Ruinen der punischen Festung errichtet. Die oberen Ebenen mit flankierenden Strukturen stammen aus der Zeit der Restauration durch die Ottomanen.


Abbildung: Kelibia - Festung - Infoschild


Der Eingang zur Festung besitzt einen kleinen Durchbruch in der Mauer aus dem 19. Jahrhundert. Beim nähertreten offenbart sich ein Korridor, der entlang der Nordostseite der Festung verläuft. Von hier kommt man zum Haupteingang, der sich in einem großen Torbogen mit zahlreichen Nischen befindet. Das Gelände im inneren der Festung besitzt einen an der Festungsmauer entlang laufenden nicht überdachten Wehrgang. Als Abschluss wurde die Mauer mit Zinnen und teilweise mit Schießscharten für Kanonen versehen. Weiterhin sind die byzantinische Festung, eine römische Zisterne und die Grundmauern einer Moschee zusehen. Mit Ausnahme der Wache im Nordosten der Festung sind alle Fundamente der Türme aus der Ära der Ziriden. In der osmanischen Zeit wurde eine Kanalisation angelegt.


Abbildung: Kelibia - Festung - Tür zur Wache der Festung

Römisches Clupea


Nördlich der Stadt, aber unterhalb der Festung und in deren Sichtweite liegen die römischen Ruinen des einstigen Municipium Clupea. Die wichtigsten Artefakte dieser archäologischen Stätte befinden sich im Bardo-Museum in Tunis und einige Teile sind auch im Museum von Nabeul zu besichtigen. Heute zu sehen sind u.a. die Grundmauern einiger römischer Häuser und ein kleiner Tempel, dessen Säulen wieder aufgestellt wurden. Der Bereich ist in mehrere Abschnitte unterteilt....

Weitere Informationen zum römischen Clupea in Kelibia in Nordtunesien finden Sie hier....!


Abbildung: Kelibia - Cap Bon - Ruinen des römischen Clupea




Kerkouane


Das punische Ausgrabungsgelände von Kerkouane auf der tunesischen Halbinsel Cap Bon gehört zu den archäologisch wichtigsten Stätten von Nordafrika. Die Ruinenstätte ist im Jahr 1985 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden. Bei Kerkouane soll es sich um die vermutlich einzige erhaltene rein punische Stadt handeln. Sehr früh schon - während des Ersten Punischen Krieges - wurde die Stadt zerstört....

Weitere Informationen zur Ruinenstätte Kerkouane auf der Halbinsel Cap Bon in Tunesien finden Sie hier....!


Abbildung: Cap Bon - Kerkouane - Punische Ausgrabungsstätte




Korbous


Das Heilbad Korbous ist wohl einer der malerischsten Orte auf der Halbinsel Cap Bon. Die bereits von den Römern genutzten heißen Quellen von Korbous dienen auch heute noch dazu, so manche Beschwerden der Großstädter aus Tunis und Umgebung zu lindern und zu heilen. Das kleine Örtchen ist wegen seiner Lage am Meer auch bei den Touristen sehr beliebt und deshalb auch ein häufig frequentiertes Ausflugsziel. Kurzum: Korbous ist ein mit Heilbädern und Hotels ausgestatteter Kurort zur Behandlung vieler Leiden und soll Frauen mit Kinderwunsch unterstützen....

Weitere Informationen zum Heilbad Korbous in Nordtunesien finden Sie hier....!


Abbildung: Cap Bon - Korbous - ...Ansicht der alten Badeanlagen des Kurortes...

Quellenangabe:


Die Informationen zur Geschichte von Kelibia basieren auf dem Artikel Kelibia vom 03.10.2011 aus der französischsprachigen freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

Die Informationen zur Festung von Kelibia (Geschichte) sind teilweise den Hinweisen zur Besichtigung sowie den Infotafeln im Eingangsbereich der Festung entnommen. Übersetzung aus dem französischen von Paul Sippel.


Abbildung: Info -

Fotos Festung Kelibia





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