Gigthis (Giktis)
Gigthis (Giktis)
Römische Stadt Gigthis
Übersicht
Bei einem Aufenthalt in Zarzis oder Djerba bietet sich eine Besichtigung der antiken römischen Stadt Gigthis (Giktis) an. Der Ausgrabungsort liegt allerdings näher an Djerba, kann aber auch von Zarzis über die GP 118 nach Medenine und von dort in Richtung Djerba über die GP 108 bis Bou Ghrara besichtigt werden. Von diesem Ort stammt im übrigen auch der Name des Golfs ab, der die Insel Djerba und die Oase Zarzis trennt! Von Djerba kommend - nach verlassen der Fähre in Djorf - weiter fahren in Richtung Medenine bis Bou Ghrara und etwa 500 Meter hinter dem Ort in einer Rechtskurve liegt auf der linken Seite das Ausgrabungsgelände von Gigthis (links einordnen zum Kassenhaus).
Golf von Bou Ghrara
Vergessen Sie nicht die Sonnencreme, einen Hut, Sonnenbrille und etwas zu trinken mitzunehmen, denn in den Sommermonaten kann es hier sehr heiß werden. Fotoenthusiasten sollten ihren Besuch in die letzte Stunde der Öffnungszeit legen - besseres Licht! Erwarten Sie nicht den Ausgrabungs- oder Restaurierungsstand von Dougga zu sehen, dafür werden Sie mit einer übersichtlichen antiken Stätte in beeindruckender landschaftlicher Lage direkt am Golf von Bou Ghrara belohnt. Gigthis ist ein antiker Ort, wahrscheinlich schon im 6. Jahrhundert v. Chr besiedelt und liegt an der Kleinen Syrte (Meeresbucht). Das Gebiet befindet sich im Süden von Tunesien und gehört zum Gouvernorat Medenine. Gigthis befand sich an der alten Straße von Karthago nach Leptis Magna (Lybien). Während der römischen Herrschaft gehörte die Stadt zur Provinz Africa proconsularis.
Öffnungszeiten:
Erkennen kann man hier noch das ehemalige Kapitol von Gigthis, die Thermen, ein Stadttor, mehrere Tempel, eine Basilika, das Forum und einige Straßen mit dem Originalpflaster, den Hafen und mehrere Wohnhäuser.
Öffnungszeiten:
Winter: täglich außer Montags von 09.00 - 16.00 Uhr;
Sommer: täglich außer Montags von 09.00 - bis zum Einbruch der Dunkelheit;
So haben wir es gelesen- ich würde einen Besuch im Sommer aber vor 18.00 Uhr legen!
Das untenstehende Video zeigt den Eingangsbereich der antiken Stätte....!
Geschichte
Die ersten Bewohner von Gigthis waren höchstwahrscheinlich phönizische Seefahrer aus Tyros (heute Libanon), die hier eine Siedlung gründeten. Im 6. Jahrhundert v. Chr. stand die Stadt unter der Herrschaft der Karthager. Die Stadt war damals ein Umschlagplatz für Waren, da hier wichtige Landwege zusammentrafen. Dazu kam der Hafen, der für weitere schnelle Transportmöglichkeiten sorgte und den Austausch von Handelsgütern begünstigte. Weiterhin die Lage der Stadt an der Küste der Kleinen Syrte und die Nähe zum Golf von Gabés war einer der Gründe, aus denen diese Stadt gegründet wurde. Das ganze wird dokumentiert durch zahlreiche Funde aus der punischen Epoche (Nekropole im Nordwesten der Stadt) und auch literarische Quellen berichten schon frühzeitig von der Stadt Gigthis. Ein fundierter Bericht über die Stadt Gigthis aus dem Jahr 1916, entstanden während einer archäologischen Mission in den Jahren 1914 - 1915, stammt von dem Franzosen L.-A. (Léopold-Albert) Constans (1891 - 1936).
Municipium
Später dann, im Jahr 46 v. Chr., nachdem Julius Cäsars Truppen den bisher so siegreichen Pompeius bei Thapsus (...liegt nördlich von Mahdia) geschlagen hatten, wurde Gigthis zu einer römischen Stadt. Die Römer bauten die Stadt in der Nähe des Golf von Bou Ghrara als wichtiges Zentrum für Südtunesien aus. Die meisten Gebäude oder Gebäudereste stammen aus der Zeit der römischen Epoche. Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde die Stadt Gigthis vom römischen Kaiser Antoninus Pius (138 - 161) zum Municipium erhoben.
Als Municipium bezeichnete man in der römischen Republik ursprünglich eine von Rom abhängige Stadt Latiums und später ganz Italiens, deren Bürger gegenüber Rom die gleichen Pflichten übernehmen mussten wie die römischen Bürger.
Stele mit Inschrift 1
Meistens handelte es sich bei einem Municipium um einen Ort, der sich den Römern hatte unterwerfen müssen - zu teilweise durchaus unterschiedlichen Bedingungen. Nach dem Zerfall des römischen Reiches konnte die Stadt noch eine Weile ihre Stellung als wichtiges Handelszentrum halten. Während der christlichen Periode residierte ein Bischof in der Stadt. Auf der Konferenz von Karthago (411) wurde die christliche Gemeinde von Gigthis von ihrem Bischof Catulinus vertreten.
Auf der Stele steht in lateinischer Schrift (...der letzte Schriftzug auf der Stele ist aufgrund eines Abruchs nur zu vermuten) :
MVMMIDIO
QVIR SEDATO
ORNATORI PATRIAE
EXPOSTVLANTE
POPVLO CON
SENSV DECVRIO
NVM ORDO ST
TVAM PVBLICE DIC(a)
VIT QVO HONORE CO(N?)
-------- SSEDAT
Übersetzung:
Dem Mummidius Quir(inus) Sedatus, Ornator Patriae, hat auf Wunsch der Bürgerschaft und mit Zustimmung des Zehnmännerkollegiums der Stadtrat diese Statue gewidmet. Mit dieser Ehre ...... soll (seine Coniunx = Frau?) .... besitzen(?)
Nachdem Einfall der Vandalen, die in Nordafrika um 429 n. Chr. landeten, bleibt die Geschichte der Stadt eine Weile im Dunklen. In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts besetzten die Byzantiner Gigthis und überbauten zum Teil die römischen Gebäude. Weiterhin errichteten sie ein großes Fort nördlich der Stadt. Mit der arabischen Eroberung Tunesiens ab 647 n. Chr. nimmt auch die Bedeutung der Stadt Gigthis ab, weil die Hafsidenherrscher Djerba und Gabés als Handelsstützpunkte bevorzugten. Danach verliert sich die Spur der antiken Stadt Gigthis im Dunkel der Zeit.
Lage
Die Ruinen der ehemaligen Hafenstadt Gigthis erstrecken sich über eine Fläche von 50 Hektar und zeigen die Spuren eines großen Tempels (Podest, Kolonnen, Treppe), ein Forum aus der Zeit des Kaisers Hadrian, die Thermalbäder (Westthermen und Zentralthermen in der Stadtmitte), einen Tempel des Merkur, eine byzantinische Festung, eine Vielzahl von Privathäusern sowie ein Stück der Mole des alten Hafens. Dieser Platz wurde sehr gut ausgesucht: Zum einen eignete sich die Lage am Meer für einen schnellen Transport der Waren über das Mittelmeer und zum anderen kamen hier die Karawanen aus der Sahara an, die diesen Ort als Umschlagsplatz für ihre Schätze aus den fernen südlichen Ländern nur zu gern nutzten.
Besonders unter der Herrschaft der Römer blühte der Saharahandel auf und brachte der Stadt Gigthis in der Provinz Africa proconsularis ungewöhnlichen Reichtum. Höhepunkt dieses fruchtbaren Handels war das 2. Jahrhundert n. Chr.. Die Reste des Marktplatzes von Gigthis lassen sich auch heute noch besichtigen, wenn man auch einiges an Vorstellungskraft braucht, um diesen als solchen zu erkennen. Der Platz hatte einen zentralen Innenhof. Um diesen Hof herum gruppierten sich die Läden, die regelmäßig mit Waren über den vorgelagerten Hafen versorgt wurden. Heute ist der ehemalige Hafen verlandet und mittlerweile etwa 1500 Meter vom Meer entfernt. Man kann sich allerdings noch gut vorstellen, wie die Schiffe einst am Pier anlegten oder in die kleine südlich gelegene Bucht segelten. Der Ansturm der Vandalen aus dem Norden beendete um 429 n. Chr. das Leben in der einst blühenden Stadt.
Stele mit Inschrift 2
Der aus rotem Sandstein erbaute Tempel der Isis und Serapis ist der am besten erhaltene Tempel in der Stadt Gigthis. Von dieser Stelle aus hat man einen guten Ausblick sowohl auf den weit entfernten Hafen und das näher liegende Forum. Es besteht die Möglichkeit, im kleinen Archäologischen Museum von Zarzis ein sehr schön rekonstruiertes Modell der Stadt Gigthis zu besichtigen.
Folgende Inschrift befindet sich auf der Stele:
AVRELIO
VERO
CAESARI
GIGTHENSES
PVBLICE
Übersetzung:
Dem Kaiser Aurelius Verus (widmen) die Einwohner von Gigthis (heute:Bou Ghara)(diesen Stein) in öffentlichem Auftrag.
Lucius Aurelius Verus war ab 161 - 169 (Tod durch Schlaganfall oder Pest) n. Chr. zusammen mit seinem Adoptivbruder Mark Aurel (161 - 180) römischer Imperator.
Stele mit Inschrift 3
Auch diese Stele aus rotem Sandstein enthält eine Weihinschrift für einen Kaiser und stammt aus der Zeit Kaiser Hadrians (117 - 138):
DEM IMPERATOR CAESAR
DES GÖTTLICHEN TRAIANS
DES PARTHERSIEGERS SOHN
DES GÖTTLICHEN NERVAS
ENKEL TRAIANUS
HADRIANUS DEM ERHABENEN
- Für Traianus Hadrianus den Erhabenen, den Imperator und Kaiser, den Sohn des vergöttlichten Parthersiegers Traianus und Enkel des vergöttlichten Nerva.
Informationen Museum Zarzis
Info
Öffnungszeiten des Museums in Zarzis:
Sommer: Dienstags - Sonntags von 8.30 - 17.30 Uhr
Winter: Dienstags - Sonntags 9.00 - 16.00 Uhr
Montags geschlossen;
Adresse:
Sur la route de Zarzis,
Oase Zarzis
(in Richtung Hafen auf der rechten Seite)
Telefon: 75471496
Top
Wenn Sie noch etwas Zeit zur Verfügung haben, kommt hier der nächste Tipp:
Zurück in Bou Ghrara fährt man über die Querverbindung zur GP 116 nach Amchoun, einem kleinen unbedeutenden Ort. Von hier zweigt eine Piste (Achtung: keine Straße - nur mit Geländewagen zu befahren!) ab zu dem direkt am Golf von Gabes einsam liegenden Kastell Gourine in ca. 8 Kilometer Entfernung.
Weitere antike Orte:
- Ghar el-Kebir- Römische Steinbrüche (Cap Bon)
- Kerkouane - Punische Stadt (Cap Bon)
- Korbous - schon in der Römerzeit bekannte Heilquellen
- Römische Brücke - bei Bouficha
- Djebel Oust - Römische Thermen (Hammam Oust)
- Taparura - punisch-römische Stadt südlich von Sfax
- Ausgrabungen in Thaenae (Thyna) bei Sfax
- Römisches Capsa - Gafsa
- Thélepte - antike römische Stadt (Colonia) bei Feriana
- El Kantara und Meninx - Insel Djerba
- Puta Pallene - Naoura bei Zarzis
- Antikes Cilium - Kassérine
- Uppenna - Byzantinische Ruinenstätte bei Enfidha
- Ain Garci - Römischer Quellort und Nekropole bei Enfidha
- Bibae - Römisch-byzantinische Ruinenstätte (beim Berberdorf Jeradou)
- Agbia - Römisch-byzantinische Ruinenstätte (bei Nouvelle Dougga)
- Neapolis - Nabeul
- Abthugni - antike Stadt bei Zaghouan
- Nymphäum (Wassertempel) in Zaghouan
- Abthugni - antike Stadt in Nordafrika südlich von Zaghouan
- Römisch-byzantinische Ruinen bei Oued Ez Zit
- Oudhna - Römischer Aquädukt
- Zisternen von La Malga in Tunis - Karthago
- Curubis - Römische Ruinenstätte bei Korba (Cap Bon)
- Horrea Caelia bei Hergla
- Aspis Kelibia (Cap Bon)