Uppenna
Chegarnia - Blick auf das antike Uppenna
Byzantinische Festung
Überblick
Etwa 7 Kilometer nördlich von Enfidha (Enfidaville) liegt Henchir Fraga, das alte Uppenna, mit den Ruinen einer großen Byzantinischen Festung und einer dreischiffigen Bischofskirche. Die Augrabungsstätten sind räumlich getrennt, das heißt, dass die ehemalige byzantinische Festung sich oberhalb der Kleinstadt Chegarnia auf einem Hügel befindet und die Ruinen der Kirche liegen nordwestlich des Ortes. In der Basilika wurden Mosaike mit Epitaphen verschiedener Bischöfe und Märtyrer gefunden. Gräber, Säulen, Mosaike, Stelen und andere Fundgegenstände verschiedener Ausgrabungskampagnen sind im Archäologischen Museum von Enfidha im Innen- und Außenbereich zu sehen.
Römische Stadt Uppenna
Das antike Uppenna ist eine tunesische archäologische Stätte auf dem Gelände der heutigen Stadt Henchir Chegarnia. Die Stadt gehörte einst zur römischen Provinz Byzacena bzw. der Provinz Africa proconsularis. Die antike Stätte besteht aus einer christlichen Basilika und den Resten einer Festung. 1881 entdeckte der Franzose René Cagnat [1] hier an diesem Platz ein Baptisterium. Am 25. März 1889 wurde die Festung auf dem Hügel von Chegarnia entdeckt. Danach begannen die Forschungsarbeiten an dieser Stätte mit der Freilegung der Festung. Auch der Platz mit dem Baptisterium wurde untersucht, die Suche aber musste nach einiger Zeit aus finanziellen Erwägungen eingestellt werden.
Die Entdeckung von 1881 wird von dem französischen Archäologen Paul Gauckler 1901 als Basilika identifiziert, also als eine Bischofskirche. Die ersten Ausgrabungskampagnen fanden in den Jahren zwischen 1901 und 1905 statt und wurden von der Direktion für Altertümer in Tunesien, dem Erzbischof von Karthago und der Société Agricultur Franco-Africaine (mit Sitz in Sousse) durchgeführt. Weiterhin wird bekannt, dass die Kirche auf den Grundmauern einer älteren christlichen Kirche errichtet worden ist. Bei weiteren Ausgrabungen in den Jahren 1904 - 1905 kommen auch einige Gräber ans Tageslicht, die mit Mosaiken geschmückt waren, etwa 40 an der Zahl. Das wichtigste Fundstück ist das Mosaik der Märtyrer, dessen Deutung zu einer großen Kontroverse zwischen Paul Gauckler und Dr. Louis Carton führt.
Paul Gauckler (1866 - 1911) war ein französischer Archäologe, den man heute zu den Pionieren der tunesischen Archäologie zählt. Louis Carton hingegen (Louis Benjamin Charles Carton, geb. am 16. Juni 1861 in Saint-Omer -Pas-de-Calais, er verstarb im Jahre 1924) war ein französischer Militärarzt, der 1888 nach Tunesien kam. Er wurde bekannt durch seine nebenberuflichen Tätigkeiten, die ihn zu einigen wichtigen Ausgrabungsstätten in Tunesien führten, wo er sich u.a. in Dougga als Amateurarchäologe einen Namen machte. Der Konflikt bestand zwischen dem Leiter der französischen Antiquitäten-Verwaltung in Tunesien, Paul Gauckler und dem Gründer der archäologischen Gesellschaft von Sousse, Louis Carton.
Das aufgefundene Mosaik nennt die Namen von dreizehn afrikanischen heiligen Märtyrern, die während der durch die Donatisten verursachten Spaltung der christlichen Kirche in Afrika zu Beginn des 4. Jahrhunderts ihr Leben verloren. Es bestanden unterschiedliche Ansichten über den Fundort des Mosaiks während der Zeit des donatistischen Schismas. Die Stadt Uppenna erhielt im 4. Jahrhundert den Titel Colonia [2], aber ansonsten ist über die Geschichte der Stadt sehr wenig bekannt. Die Ausgrabungen zeigen die Reste einer Kirche aus dem späten 5. Jahrhundert n. Chr., die von den Byzantinern auf den Grundmauern einer ersten, wahrscheinlich aus der römischen Zeit stammenden Kirche errichtet worden ist.
...das byzantinische Uppenna...
Nach den Römern kamen die Vandalen nach Nordafrika. Um 439 erobert König Geiserich die reiche Provinz Africa Proconsularis, das heutige nördliche Tunesien und machte Karthago zur Hauptstadt des Vandalenreiches. Erst 16 Jahre später, um 455, erfolgt die Besetzung und Plünderung Roms. Die Inseln des Balearischen Archipels und die Inseln Korsika, Sardinien und Sizilien werden zeitgleich erobert und dem Vandalenreich eingegliedert. Für fast 100 Jahre bleiben die Vandalen Herrscher über Nordafrika. 533 griff der oströmische Kaiser Justinian I. die Vandalen an und konnte sie in der Schlacht bei Ad Decimum, etwa 10 Meilen nördlich von Karthago, und in der Schlacht von Tricamarum entscheidend schlagen. Dieser Krieg fand im Zeitraum von 533 bis 534 in Nordafrika auf dem Gebiet des heutigen Tunesien und Algerien statt.
Es war der erste von Justinians Kriegen zur Wiedererlangung ehemals römischer Territorien des untergegangenen Westreichs und war von raschem Erfolg gekrönt. Mit dem Sieg und der Vertreibung der Vandalen gelangte die ehemalige römische Provinz Africa unter oströmische Verwaltung. Die Gegend um Karthago blieb danach für über 160 Jahre unter oströmischer Herrschaft, bis sie im Rahmen der islamischen Expansion in das Reich der Umayyaden (Omayyaden) eingegliedert wurde. Eine der ersten Handlungen der Byzantiner nach der Eroberung Nordafrikas war die Errichtung von Festungen, die teilweise auf den Fundamenten der alten römischen Bauten errichtet wurden. Auch die Bausteine der Römer wurden zu diesem Zweck verwendet, was manchem noch intakten römischen Gebäude den Garaus machte und eine Erklärung dafür ist, warum so wenige römische Hinterlassenschaften in Gänze überlebt haben.
Man war bemüht, neue Siedler in die eroberten Gebiete zu locken und ihre Sicherheit durch die getroffenen Maßnahmen zu garantieren. Eine große Anzahl dieser Forts und Festungen aus byzantinischer Zeit sind heute noch in einem mehr oder weniger vollständigen Zustand vorhanden. Einige so gut, als wären sie eben erst erricht worden. Auch die Kirchen in den zerstörten Städten wurden in der Regel mit römischen Baumaterial errichtet. Hier in Uppenna wurde die neue Kirche über die Trümmer der früheren Kirchen gebaut. Französische Archäologen halten die Stätte Uppenna mit Abstand für die interessanteste und wichtigste Entdeckung zur Erforschung der frühchristlichen und byzantinischen Archäologie. Hier wurden zwei Kirchen gefunden, wobei die erste Kirche an diesem Platz noch vor dem Einfall der Vandalen errichtet worden ist.
Archäologisches Museum Enfidha
Ein Gebäude mitten in der Kleinstadt Enfidha fällt sofort auf. Es ist die ehemalige katholische Kirche der französischen Siedler von Enfidaville. Nicht nur der Kirchturm sondern auch die ganze Anlage rund um die Kirche, umstanden von Palmen und umgeben von Häusern aus der Kolonialzeit sind schon etwas besonderes. Die Kirche und der Garten wurden in ein Archäologisches Museum umgewandelt. Die hier im Außenbereich ausgestellten Stelen und Skulpturen stammen.....
Weitere Informationen zum Archäologischen Museum Enfidha finden Sie hier....!
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Quellenangabe:
Info
Die Informationen zur antiken Stadt Uppenna basieren auf dem Artikel Uppenna vom 24.05.2010 aus der französischsprachigen freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
1.: Bulletin de la Société archéologique de Sousse - zuletzt abgerufen am 12.042014 Permalink: De Henchir Chgarnia (Colonia Upenna)
2.: Colonia Uppenna - Informationen zur Topographie dieses Ortes - Universität zu Köln -Archäologisches Institut