Kathedrale von Karthago
Übersicht
Ein wirklich erstaunlicher Platz für eine Kathedrale - oberhalb des alten Karthago auf dem Byrsa - Hügel. Einst soll hier die Akropolis von Karthago gestanden haben. An der Ostflanke des Byrsa-Hügels liegen heute immer noch die Überreste einer punischen Siedlung vor der Besiedelung durch die Römer. Dieser Platz wurde u.a. gewählt, weil hier an dieser Stelle - auf dem Plateau von Karthago - schon mal eine kleine Kirche gestanden hatte. Die Kathedrale des heiligen Ludwig wurde im Jahre 1884 im Auftrag von Kardinal Lavigerie, dem Primas von Afrika, an der Stelle erbaut, wo König Ludwig IX. mutmaßlich seine letzten Tage verbracht hatte.
Architektur
Die Kathedrale von Karthago (Kathedrale St. Louis) wurde im byzantinisch-maurischen Stil erbaut, sie hat die Form eines lateinischen Kreuzes mit einer Länge von 65 m und einer Breite von 30 m im Querschiff. An jeder Seite der Fassade erhebt sich ein viereckiger, mit einer großen Rosette verzierter Turm. Die Kuppel des Querschiffes und die Kuppel des Chores erheben sich über dem Monument. Der ockerfarbene Quaderstein (Globigerna), der zur Konstruktion benutzt wurde, stammt von den Steinbrüchen der Insel Malta. Die Basilika besteht aus dem mittleren Kirchenschiff, dem Hauptschiff und zwei Seitenschiffen. Ein Querschiff führt zum Chor, der sich in rundbogigen Doppelarkaden erhebt; in der oberen Etage führt ein Chorumgang um das Monument herum.
Geschichte
Die Kathedrale von Karthago (Kathedrale St. Louis) wurde 1890 auf dem alten Akropolis-Hügel (besser bekannt unter Byrsa-Hügel) der Stadt Karthago errichtet. Gegründet wurde sie durch eine Initiative des acht Jahre zuvor zum Kardinal erhobenen Charles Martial Allemand Lavigerie. Der Kardinal wurde am 31. Oktober 1825 in Huire bei Bayonne (Frankreich) geboren und enstammte einer Beamtenfamilie. Er verstarb am 25. November 1892 in Algier (Algerien), wo er auch das Amt eines Erzbischofs von Algier bekleidete. Sein Grab fand er in der von ihm erbauten Kathedrale von Karthago.
Ausstattung der Kirche
Im Kircheninneren befinden sich 174 Säulen aus Marmor mit goldfarbenen Kapitellen, die das Hauptdekor der Kirche ausmachen. Der Deckenabschluss besteht aus reich verzierten und bemalten Holz. Kardinal Lavigerie ließ Handwerker aus Venedig (Italien) und Aleppo (Syrien) kommen, um das aus Ungarn, Holland und Russland importierte Holz der Balken und Kassettendecke zu verzieren. Einem Entwurf, bestehend aus Arabesken, Rosetten und Flechtwerk, in allen Blau-, Rot-, Gelb- und Grüntönen, folgend, haben die Handwerker den Dekor in einer sich fortwährend erneuernden Geometrie wiederholt und haben so zum unendlichen Ruhm dessen beigetragen der „das Licht allen Lichtes ist“.
Die 284 Kirchenfenster wurden von Edouard Dideron gestaltet, Meister der Glaskunst aus Reims (Neffe des Adoptivsohnes von Napoleon III). Sie sind mit ineinander verflochtenen, stilisierten pflanzlichen Motiven und Fabeltieren geschmückt. Die zwei Kirchenfenster am Ende des Mittelschiffs, oberhalb des Chors, stellen Seite an Seite die Heiligen, Ludwig und Augustinus, dar. Dem Wunsch von Kardinal Lavigerie entsprechend, sind die Wappen und Namen der 234 Subskribenten, die Nachfahren von adeligen Kreuzrittern und Gefährten von Ludwig IX. waren, in Marmor graviert und rund um das Kirchenschiff und den Chor angebracht.
Reliquienschrein
Oberhalb der Galerien, stellt eine lateinische Inschrift, auf Leinwand gemalt, die Bulle von Papst Leo IX. dar, die das bischöfliche Fürstentum von Karthago weiht: SINE DUBIO POST ROMANUM PONTIFICE PRIMUS ARCHIEPISCOPUS ET TOTIUS AFRICAE MAXIMUS METROPOLITANUS EST CARTHAGINIENSIS EPISCOPUS (es besteht kein Zweifel, dass, nach dem römischen Pontifex, der Bischof von Karthago der Erste Erzbischof und Große Metropolit von ganz Afrika ist). Rechts vom Kirchenschiff, unter der letzten Arkade, erhebt sich ein Denkmal in Onyx mit dem Reliquienschrein des Heiligen Ludwig. Denn nach dem Tod des Königs, konnte sein Leichnam nicht ohne das Risiko der Ansteckungsgefahr der restlichen Armee nach Frankreich zurückgebracht werden. Der Geschichtsschreiber des Königs, Joinville, beschreibt wie der Körper des Verstorbenen präpariert wurde: "Er wurde in einen mit Wein gefüllten Kessel gelegt, der erhitzt wurde bis sich das Fleisch von den Gebeinen löste".
Die fleischlichen Überreste wurden von seinem Bruder Karl, dem Herzog von Anjou, König von Sizilien, zur Kathedrale von Monreale überführt, wo sie bestattet wurden. Hier verblieben sie für einige Jahrhunderte bis die Reliquien in das Eigentum des Kardinals Lavigerie übergingen, der sie daraufhin in der neuerbauten Kathedrale von Karthago bestatten ließ. Die Kathedrale Santa Maria Nuova befindet sich auf der Insel Sizilien (Italien) in der Ortschaft Monreale und ist die Kathedrale des gleichnamigen Erzbistums. Die Kirche trägt den Titel einer päpstlichen Basilica minor und ist der Heiligen Maria geweiht. Bekannt ist die Kathedrale Monreale u.a. für den Kreuzgang des ehemaligen Benediktinerklosters und die wertvollen byzantinischen Mosaiken an den Wänden im Inneren der Kirche. Die Knochen des Verstorbenen wurden vom Sohn Ludwigs IX. - Philipp III. - nach Frankreich überführt und nach der Ankunft in Paris am 22. Mai 1271 in der Abtei von Saint-Denis bestattet.
Kapelle von Ludwig dem Heiligen
Hinter dem Monument befindet sich die Krypta, wo die sterblichen Überreste von Kardinal Lavigerie geruht haben, ehe sein Leichnam 1964 zum Vatikan gebracht wurde. In der Apsis des Chores der Kathedrale befindet sich die Kapelle von Ludwig dem Heiligen. Vor einem blauen, mit goldenen Lilien übersäten Hintergrund, steht der Altar aus weißem ziseliertem Marmor, eine imaginäre Nachahmung eines Tempels aus dem islamischen Indien, asiatischer Traum von kolonialer Exotik des 19. Jahrhunderts. Dieser dem heiligen Sakrament und dem heiligen Ludwig gewidmete Altar ist mit eucharistischen Symbolen verziert. Der Altaraufsatz ist mit zwei Kelchen, vor goldenem Grund, dekoriert, aus denen Weinreben ranken und Tauben aufsteigen. Die tierischen und pflanzlichen ornamentalen Darstellungen, die den Altar schmücken, setzen sich als Freske an den Wänden der Kapelle fort. Nach der Unabhängigkeit Tunesiens 1956 wurden die Gebeine Ludwigs des Heiligen in die Sainte-Chapelle in Paris überführt.
Internationales Festival
1964 wurde die Kathedrale nicht mehr als Kirche benutzt und das Monument wurde vom Vatikan dem tunesischen Staat übergeben. Im Rahmen der neuen Kulturpolitik wurde das historische Gebäude im Jahre 1990 anhand einer Konvention an ein privates kulturtouristisches Unternehmen übergeben, welches damit beauftragt wurde, diesem Monument durch künstlerische und kulturelle Animation eine neue Bestimmung zu geben. 1994 wurde es zum Akropolium und bereichert die tunesische Kulturszene durch Ausstellungen der bildenden Künste und der Archäologie, internationale Kongresse und Seminare und insbesondere durch das internationale Festival der klassischen Musik dem "Octobre Musical de Carthage" (Musikalischer Oktober von Karthago).
Ordensgemeinschaft Weiße Väter
Die Weißen Väter (französisch: Pères Blancs) - eigentlich Gesellschaft der Missionare von Afrika (französisch: Société des missionaires d'Afrique) - sind eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft. Die Gemeinschaft von Brüdern und Priestern wurde 1868 vom damaligen Erzbischof von Algier und späteren Kardinal Charles Martial Allemand Lavigerie für die Afrikamission gegründet, der bis 1892 auch Generaloberer war. Die Mitglieder sollten sich in Sprache und Kleidung den Menschen anpassen....
Weitere Informationen zur Ordensgemeinschaft der Weißen Väter auf dem Byrsa-Hügel finden Sie hier....!
Moschee Malek Ibn Anas de Carthage
Unübersehbar thront auf dem Berg, auf dem einst das römische Odeon errichtet wurde, die sogenannte Karthago-Moschee am Boulevard de l'Environnement in Carthage. Sie wurde gebaut auf dem höchsten Punkt von Karthago in unmittelbarer Nachbarschaft zum antiken Odeon aus der römischen Epoche. Die Idee zum Bau dieser Moschee stammte vom damaligen Präsidenten von Tunesien, Zine El Abidine Ben Ali, dessen Namen sie fortan trug. Dieser eröffnete die Moschee am 11. November 2003. Das Areal, auf dem das Gebäude der Moschee errichtet wurde, ist ca. 3,5 Hektar groß und befindet sich unweit des Präsidentenpalastes. Die etwa 2500 Quadratmeter große Gebetshalle mit Nebenräumen bietet Platz führ über 1.000 Besucher. Das Minarett der Moschee ist etwa 55 Meter hoch. Nach dem Sturz des Präsidenten im Jahr 2011 erhielt die Moschee einen anderen Namen: Mosquée Malek Ibn Anas de Carthage.