Halbinsel Cap Bon Teil II.
El Haouaria
Bei der Weiterfahrt durch eine Ebene mit vielen Feldern von Kerkouane nach El Haouaria gelangt man zu einem Kreisverkehr, wo wir die C 27 verlassen uns dem Ort nähern. Wir durchfahren den Ort in Richtung Ghar el Kebir (ausgeschildert) und kommen am Restaurant Les Grottes El-Haouaria vorbei, wo es nach etwa 200 Metern nach rechts zu den antiken Steinbrüchen geht. El Haouaria liegt in einer Waldregion am Rande des Cap Bon. Alljährlich überfliegen zahlreiche Zugvögel den kleinen Ort und jeden Frühling findet hier ein Fest der Falkner statt, das in ganz Tunesien bekannt ist. In der Nähe von El Haouaria ragen die Klippen bis zu 400 Meter hoch auf.
Ghar el-Kebir
Rund zwei Kilometer nördlich von El Haouaria liegen die höhlenartigen römischen Steinbrüche Ghar el-Kebir (Grotten romaines), von wo sich bereits die Phönizier ihr Baumaterial für Karthago beschafften. Die Römer haben die Arbeiten in den Steinbrüchen noch perfektioniert. Schächte wurden in den Fels getrieben und das Material per Seilwinde nach oben gezogen. Anschließend wurde das Baumaterial von hier aus zur punischen Metropole verschifft. Heute noch lassen die Höhlen und tiefen Schächte erahnen, wie schwer die Sklaven hier einst leben und arbeiten mußten.
Im Hintergrund zeigt eine Bergspitze bereits das nördliche Ende der Landzunge (Cap Bon) an. Weiter geht der Ausflug jetzt über die C 26 zum Industriehafen von Sidi Daoud nach Korbous, einer schon in der Römerzeit bekannten Heilquelle, wunderschön gelegen am Golf von Tunis. Der Ausflug endet in Grombalia im Nordwesten des Cap Bon. Die Landschaft am Cap Bon ist unbeschreiblich schön und grün. Kein Wunder, fallen hier doch die meisten Niederschläge Tunesiens.
Weitere Informationen zum Cap Bon in Tunesien bietet der Teil I.....!
Sidi Daoud
Vom nahegelegenen Fischerstädtchen Sidi Daoud kann man die Inseln Zembra und Zembretta sehen und auch erreichen. Von der Hauptstraße in Richtung Korbous fahrend biegt man etwa 15 Kilometer hinter El Haouaria nach rechts in die Verbindungsstraße zu dem einst sehr bedeutenden Industriehafen von Sidi Daoud. Er ist in die Schlagzeilen geraten wegen der hier alljährlich stattfindenden grausamen "Mantanzas", einer sehr blutigen Form des Thunfischfangs. Der Thunfischfang und die Thunfischkonservenfabrik im Ort haben im Mai und Juni Hochkonjunktur. Es wird allerdings nicht mehr erlaubt, Besucher auf Schiffen zur Matanza mitzunehmen, wie es früher einmal üblich war.
Anzumerken bleibt noch, dass der Thunfischfang in Portugal ähnlich abläuft und von daher sollte man eine Vorverurteilung tunlichst vermeiden. Von der einstigen Größe des Ortes zeugen heute allerdings nur noch wenige Gebäude- alle anderen verfallen nach und nach. Die Bucht von Sidi Daoud ist sehr flach und auf der El Haouaria zugewandten Seite mit Algen übersät. Alles in allem ein nicht wirklich lohnender Abstecher. Seit ein paar Jahren sind hier auch einige Windräder installiert. Nach einer internationalen Studie wird Tunesien zu den Ländern des afrikanischen Kontinents gerechnet, die sich für die Nutzung von Windenergie besonders eignen. Generell wird das Potential für Windnutzung auf insgesamt über 1.000 MW geschätzt. Im Moment verfügt das nordafrikanische Land nur über einen einzigen Windpark in Sidi Daoud (Cap Bon), der gerade mal 19 Megawatt produziert (Stand 2016).
Inseln Zembra & Zembretta
Von El Haouaria und Sidi Daoud sehr gut zu erkennen ist die Insel Zembra und die benachbarte, kleinere Insel Zembretta. Die Inseln liegen vor der Westküste des Cap Bon und sind etwa 60 Kilometer von Tunis entfernt. Beide Inseln liegen im Mittelmeer und gehören zu Tunesien - Gouvernorat Nabeul. Bis 1976 wurden die Inseln von der tunesischen Armee genutzt, seit Januar 1977 bilden beide Inseln ein Biosphärenreservat. Später ist hieraus ein Nationalpark entstanden. Die Insel Zembra weist eine Fläche von knapp 4 Quadratkilometer auf und erreicht eine Höhe von etwa 435 Meter über dem Meeresspiegel. Vom nahe gelegenen Fischerstädtchen Sidi Daoud aus kann man die beiden Inseln Zembra und Zembretta per Boot erreichen.
Sie besitzen dank des Mittelmeerklimas eine interessante Fauna und Flora und man soll dort auch Robben sehen können. Die Hauptinsel ist steil und zerklüftet und war bereits im Altertum der Schrecken aller Seeleute. Ganz besonders die Riffe und Untiefen vor der Insel Zembra waren weithin gefürchtet. In der Antike hieß die Insel Aegimurus- eine von gefährlichen Klippen umgebene Insel im Golf von Karthago, nicht weit von Cossuros (Insel Pantelleria - die Punier nannten die Insel Cossyra) und Sizilien und anderen Inseln- dazwischen befindet sich Aegimurus [1].
1. Quelle: Strabon Geographie, Siebzehntes Buch;
Land und Leute am Cap Bon
Der höchste Berg auf der Halbinsel Cap Bon ist der Sidi Abd-er-Rahman. Mit seinen stolzen 640 Metern Höhe sorgt er für eine Wetterscheide zwischen Hammamet und der Mitte des Cap Bon. Im Sommer ist es angenehm- nicht so heiß wie in Hammamet- und im Winter mild. In den Wintermonaten regnet es für tunesische Verhältnisse vergleichsweise viel und das kommt natürlich der Landwirtschaft und somit dem Boden zugute. Mehrere Ernten im Jahr sind so möglich. Oft sind die Anbauflächen jedoch so schlecht zugänglich oder in Hanglage, dass ein großer Teil der landwirtschaftlichen Arbeit nur wie in alten Zeiten, also mit Pferden, Mulis oder Eseln bewältigt werden kann. Einige Flächen inmitten des Caps liegen vollkommen brach, weil der Boden zu steinig ist oder den Bauern und Eigentümern das Geld für die Anschaffung eines Traktors fehlt.
Was wird in der Cap Bon Region eigentlich angebaut? Zuerst einmal Gemüse: Tomaten und Karotten, Erbsen, Bohnen, Kürbis, Zucchini, Peperoni, Gurken, Auberginen, Blumenkohl, Fenchel, Kartoffeln, etc. Weiterhin werden viele Obstsorten kultiviert: z. B. Äpfel, süße Birnen, Zitronen, Limonen, Orangen (Orangenblütenfeste im April/Mai), Pfirsiche, Melonen, Granatäpfel, Erdbeeren und andere....! Eine Spezialität sind die Kaktusfeigen (nicht im Bild) - lassen Sie sich nach dem Kauf von einem Tunesier zeigen, wie sie geöffnet werden....lecker...! Unterwegs mit dem Wagen wird diese Spezialität während der Erntezeit häufig von Kindern am Straßenrand angeboten.
Die Menschen hier arbeiten größtenteils in der Landwirtschaft und in der Fischereiindustrie. Es gibt einige Textilfabriken, wo vorzugsweise Frauen beschäftigt werden. Die Strecke von Hammamet über Nabeul, Korba, Kelibia, Kerkouan wirkt im vorbeifahren noch sehr geschäftig, aber dann, bei El Haouaria, wird es auf einmal sehr ruhig. Trotzdem möchte ich Sie bitten, Ihre Aufmerksamkeit auf die Straße zu lenken, denn unvermittelt beginnen scharfe Kurven und manchmal gibt´s auch große Schlaglöcher...! Wir sind mittlerweile auf der anderen Seite des Cap Bon angekommen und fahren über Sidi Daoud (Fischerstädtchen) nach Korbous. Über Soliman und Grombalia (...deutscher Soldatenfriedhof in Bordj Cedria) geht es wieder zum Ausgangspunkt - Hammamet - zurück.
Korbous
Das Heilbad Korbous ist wohl einer der malerischsten Orte auf der Halbinsel Cap Bon. Die bereits von den Römern genutzten heißen Quellen von Korbous dienen auch heute noch dazu, so manche Beschwerden der Großstädter aus Tunis und Umgebung zu lindern und zu heilen. Das kleine Örtchen ist wegen seiner Lage am Meer auch bei den Touristen sehr beliebt und deshalb auch ein häufig frequentiertes Ausflugsziel. Kurzum: Korbous ist ein mit Heilbädern und Hotels ausgestatteter Kurort zur Behandlung vieler Leiden und soll Frauen mit Kinderwunsch unterstützen....
Weitere Informationen zum Heilbad Korbous in Nordtunesien auf der Halbinsel Cap Bon finden Sie hier....!
Soliman
Von Soliman sind es nur etwa 7 Kilometer bis zum Deutschen Militärfriedhof Borj Cedria. Soliman ist die vorletzte Station auf unserer Reise rund um das "Cap Bon". Die kleine Stadt wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts gegründet. Flüchtlinge aus Andalusien (Spanien) sollten hier eine neue Heimat finden. Der Geschichte des Ortes entsprechend ist heute noch an vielen Stellen der Kleinstadt das andalusisch-maurische architektonische Erbe zu entdecken. Soliman ist neben Grombalia eines der wichtigsten Marktzentren der Grombalia-Ebene, das auch...
Weitere Informationen zur Kleinstadt Soliman auf der Halbinsel Cap Bon in Nordtunesien finden Sie hier....!
Kriegsgräberstätte Bordj Cedria
Der deutsche Soldatenfriedhof Bordj Cedria liegt unweit der Kleinstadt Hammam Lif am Fuße des Djebel Boukornine. Ein gepflasterter Weg führt hinauf zur Gräberstätte, die auf der Westseite des Gebirgsmassivs auf einer vorgeschobenen Hangschulter liegt. Die am 28. September 1977 eingeweihte Kriegsgräberstätte Bordj Cedria liegt inmitten einer bewaldeten Landschaft mit Blick auf den Golf von Tunis, den Kurort Hammam Lif, das Dorf Bordj Cedria und die weiten Ebenen des Cap Bon. Auf dem Friedhof....
Weitere Informationen zum Deutschen Soldatenfriedhof in Bordj Cedria am Cap Bon finden Sie hier....!
Grombalia
Von Soliman führt die Hauptstraße nach Grombalia, dem Hauptort des sogenannten "Garten von Tunesien", wie die Stadt liebevoll genannt wird. Grombalia ist von den aus Spanien geflüchteten Mauren (Andalusier) im 17. Jahrhundert gegründet worden. Der Ort liegt inmitten einer Region mit Obst- und Gemüsegärten und vielen Weinbergen. Einst lebte hier eine große italienische Bevölkerungsgruppe, die sich während der französischen Protektoratszeit hier ansiedelten. Jedes Jahr im September gibt es hier ein Weinfest. Über Grombalia - ganz in der Nähe liegt der 1977 angelegte deutsche Soldatenfriedhof "Bordj Cedria" - gelangt man über die Autobahn wieder nach Hammamet oder den anderen Urlaubsorten zurück.
Hinweise zum landschaftlich schön gelegenen Ort Grombalia in Nordtunesien finden Sie hier....!
Weitere Informationen zum Cap Bon bietet Ihnen der Teil I. ....!
Quellennachweis:
Die Informationen zur Inselgruppe Zembra und Zembretta basieren auf dem Artikel Zembra (Stand 20.05.2009) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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