Festung von Kelibia - Teil 1
Überblick
Die militärische Bedeutung der Festung von Kelibia entstammt ihrer strategischen Lage im Mittelmeer. In der Antike war der Hafen ein sicheres Ziel und lag in der Nähe der Häfen von Sizilien und Malta. Die Halbinsel Cap Bon trennt zwei wichtige Becken des Meeres- zum einen den Golf von Tunis (seinerzeit Golf von Karthago) und zum anderen den Golf von Hammamet. Im Falle von Konflikten konnte man von diesem Punkt schnell militärische Hilfe leisten oder Nachschub von Sizilen erhalten. So war der Hafen von Clupea in der römischen Zeit ein sicherer Ankerplatz für die römische Flotte. Die Zitadelle von Kelibia garantierte zeitweise den Schutz sämtlicher Dörfer und Städte auf der Halbinsel Cap Bon. Die antike Stadt am Fuße der Felsen, auf denen oberhalb die Festung errichtet wurde, war eine der wichtigsten Städte von Tunesien bis zum 11. Jahrhundert.
Weiter geht es mit Teil I.
Geschichte
Der Niedergang wurde eingeleitet mit dem Zusammenbruch der tunesischen Seestreitkräfte im Zusammenhang mit den Eroberungen der Normannen in den Jahren 1083 und 1112. Die damals herrschende Dynastie der Ziriden konnte den Angriffen der Normannen, die aus Sizilien nach Nordafrika vordrangen, nur wenig entgegensetzen. Einige der Bewohner gründeten in etwa 2 Kilometer Entfernung eine neue Stadt. Während der Herrschaft der Hafsiden - etwa 100 Jahre später - wurde die alte Stadt komplett aufgegeben. Doch dank der strategischen Lage der Festung an der tunesischen Küste wurde sie von anderen Herrschern immer wieder neu belegt und erweitert.
Punische Epoche
Die Geschichte der antiken Stadt ist eng mit der Festung verbunden, sie bestimmte die Wahl des Standorts und nahm Einfluss auf die weitere Stadtentwicklung. Die Festung, wie sie sich heute präsentiert, ist das Ergebnis jahrhundertelanger Arbeit, die Veränderungen am Bauwerk insgesamt mit sich brachten. Sie befindet sich auf der Spitze eines Felsvorsprungs in etwa 77 Meter Höhe und war dank dieser Lage der Aufgabe gewachsen, die Kontrolle über den Hafen und das Hinterland zu übernehmen. Bereits die Punier schätzten ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. den sicheren Hafen, der südöstlich von dieser Anhöhe errichtet wurde und bis ins 16. Jahrhundert n. Chr. Bestand hatte.
Griechen & Römer
Die Nähe der neuen Stadt zur italienischen Küste war der Grund für Angriffe der Griechen, die in Sizilien siedelten. Im Jahr 310 v. Chr. eroberte der Tyrann von Syrakus Agathokles Kélibia und errichtete hier eine Basis für Operationen gegen Karthago und die Halbinsel Cap Bon. Nun taucht erstmals der Name Aspis auf, den Agathokles der Siedlung gab aufgrund eines schildförmigen Aussehens einer Klippe [1]. U.a. baute er hier auch eine Schiffswerft am Hafen und eine Festung an der gleichen Stelle, an der sich die heutige Zitadelle befindet. Die Festung des Agathokles, von der nichts erhalten geblieben ist, wurde im Jahr 256 v. Chr. von den beiden römischen Konsuln Regulus und Manilus während des ersten Punischen Krieges zerstört.
1. Quelle: Strabon Geographie, Siebzehntes Buch;
Karthager
Lucius Manlius Vulso Longus war Konsul der Römischen Republik und führte gemeinsam mit Marcus Atilius Regulus die römische Flotte zum Sieg in der Schlacht am Kap Ecnomus (Sizilien), den sie mit der Landung in Nordafrika (Kelibia) fortsetzten. Zum Ende des Ersten Punischen Krieges hatte sich die strategische Bedeutung von Kélibia herauskristallisiert. Zukünftig landten hier die Flotten Roms, die von hier aus ihre Expansionen in Nordafrika vorbereiteten. Um den Hafen weiterhin zu sichern, wurde die Festung Zug um Zug ausgebaut und erweitert. Nach Anfangserfolgen gegen die Karthager wurde das Heer von Marcus Atilius Regulus vernichtend geschlagen und die wenigen überlebenden Soldaten flüchteten nach Italien zurück. Marcus Atilius Regulus wurde gefangengenommen und verstarb in Afrika. Die Römer nannten die Stadt Clupea und beide Namen - Aspis und Clupea - wurden auch von den Karthagern weitergeführt.
Jetzt bauten die Karthager ihre Vorrangstellung in diesem Gebiet zum Schutz der Stadt Karthago aus und die Stadt am Fuße des Festungshügels gelangte zu Reichtum und Wohlstand. In dieser Zeit nahmen die Überfälle griechischer Piraten zu, die auf der Insel Zembra (das alte Aegimur - heute Nationalpark und Biosphärenreservat) Zuflucht gefunden hatten. Die Zitadelle und der Hafen waren nun die Basis für die karthagische Flotte, die für den Schutz der maritimen Handelswege und ihrer Bevölkerung verantwortlich war. Während des Zweiten Punischen Krieges (218 - 210 v. Chr.) widerstand die Zitadelle erfolgreich den Angriffen der römischen Truppen, die vom Feldherrn Valerius geführt wurden. Während des Dritten Punischen Krieges (149 - 146 v. Chr.) blockierten die Römer Aspis vom Land und vom Meer. Die Stadt konnte sich zwei Jahre halten und erst nach dem Fall der anderen karthagischen Hochburgen musste sie nach der Eroberung von Karthago kapitulieren. Aspis musste teuer für ihre Loyalität gegenüber dem karthagischen Staat bezahlen, es wurde verbrannt, geplündert und auch die Festung wurde zerstört.
Byzantiner
Trotz der Zerstörung der Festung im Jahre 146 v. Chr. gibt es mehrere Abschnitte in der Mauer (vor allem im südwestlichen Bereich), die neben den Fundamenten eines Turms ebenfalls aus dieser Zeit die einzigen Zeugen der punischen Zitadelle sind. Auch der Fund von schwarz lackierten Tonscherben dokumentiert das punische Erbe der Festung aus dem 3. Jahrhundert v. Christus. Nach dem Sieg der Römer über Karthago 146 v. Chr. und der Expansion von Clupea im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde die Festung nicht wieder aufgebaut. Das oströmische Reich, die Byzantiner, die in ihrer Zeit viele Festungen im Land errichtet hatten, bauten um 580 n. Chr. ein kleines Fort an der Stelle, an der die alte punische Festung gestanden hatte. Auch diese Ruinen sind noch heute sichtbar, nachdem man das Eingangstor durchquert hat und zur Mitte der muslimischen Zitadelle schreitet. Das byzantinische Fort wurde in quadratischer Form mit Türmen an den Ecken aus den großen Steinblöcken der Ruinen der punischen Zitadelle errichtet. Auch eine Zisterne aus dieser Zeit ist noch erhalten.
Hier geht es weiter mit Teil II. der Geschichte der Festung von Kelibia.
Römisches Clupea
Nördlich der Stadt, aber unterhalb der Festung und in deren Sichtweite liegen die römischen Ruinen des einstigen Municipium Clupea. Die wichtigsten Artefakte dieser archäologischen Stätte befinden sich im Bardo-Museum in Tunis und einige Teile sind auch im Museum von Nabeul zu besichtigen. Heute zu sehen sind u.a. die Grundmauern einiger römischer Häuser und ein kleiner Tempel, dessen Säulen wieder aufgestellt wurden. Der Bereich ist in mehrere Abschnitte unterteilt....
Weitere Informationen zum römischen Clupea in Kelibia in Nordtunesien finden Sie hier....!
Kerkouane
Das punische Ausgrabungsgelände von Kerkouane auf der tunesischen Halbinsel Cap Bon gehört zu den archäologisch wichtigsten Stätten von Nordafrika. Die Ruinenstätte ist im Jahr 1985 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden. Bei Kerkouane soll es sich um die vermutlich einzige erhaltene rein punische Stadt handeln. Sehr früh schon - während des Ersten Punischen Krieges - wurde die Stadt zerstört....
Weitere Informationen zur Ruinenstätte Kerkouane auf der Halbinsel Cap Bon in Tunesien finden Sie hier....!
Korbous
Das Heilbad Korbous ist wohl einer der malerischsten Orte auf der Halbinsel Cap Bon. Die bereits von den Römern genutzten heißen Quellen von Korbous dienen auch heute noch dazu, so manche Beschwerden der Großstädter aus Tunis und Umgebung zu lindern und zu heilen. Das kleine Örtchen ist wegen seiner Lage am Meer auch bei den Touristen sehr beliebt und deshalb auch ein häufig frequentiertes Ausflugsziel. Kurzum: Korbous ist ein mit Heilbädern und Hotels ausgestatteter Kurort zur Behandlung vieler Leiden und soll Frauen mit Kinderwunsch unterstützen....
Weitere Informationen zum Heilbad Korbous in Nordtunesien finden Sie hier....!
Quellenangabe:
Die Informationen zur Geschichte von Kelibia basieren auf dem Artikel Kelibia vom 03.10.2011 aus der französischsprachigen freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Die Informationen zur Festung von Kelibia (Geschichte) sind teilweise den Hinweisen zur Besichtigung sowie den Infotafeln im Eingangsbereich der Festung entnommen. Übersetzung aus dem französischen von Paul Sippel.