Ain Garci
Überblick
Wie bereits im Vorfeld erwähnt, präsentiert das kleine Archäologische Museum in Enfidha auch einige Funde aus Ain Garci und Umgebung. Der kleine Ort ist am besten über Enfidavillé zu erreichen, dazu fährt man in Richtung Takrouna und biegt kurz hinter dem französischen Militärfriedhof nach links auf die C 132 (geradeaus geht es nach Takrouna). Nach etwa 10 Kilometern ist Ain Garci erreicht, ein eher bescheidenes kleines Dorf, unscheinbar auf dem ersten Blick und wenig einladend. Auf der rechten Straßenseite des Dorfes sind ein paar Hausruinen zu finden, für deren Bau einstmals Spolien verwendet wurden. Hier halte ich an und parke meinen Wagen.
Der Name des Ortes deutet auf das Vorhandensein einer Quelle hin und tatsächlich befindet sich oberhalb des Dorfes ein großer Wasserspeicher. Das Gebiet ist umzäunt und das ich hier so herumlaufe, macht einige Dorfbewohner misstrauisch. Unten an der Straße hält wenig später ein Wagen, dem ein Mann entsteigt, der sich offenbar mit mir unterhalten will. Er erklärt mir, dass er der Beaufragte des örtlichen Wasserversorgers sei und fragt mich, was ich hier tue. Ich beruhige ihn und teile ihm mit, das ich lediglich auf der Suche nach einigen kleinen Ruinen bin und versichere ihm, das ich hier keinen Schaden anrichten werde. Die Antwort scheint ihm zu gefallen und er verläßt mich. Nun kann ich die Umgebung in aller Ruhe in Augenschein nehmen.
Geschichte
Wer Tunesien besucht, macht sehr schnell die Bekanntschaft mit Ain Garci, nein nicht mit diesem Dorf, aber sicherlich mit dem Produkt, das von hier stammt. Ich meine das gleichnamige Wasser der Mineralquelle von Ain Garci, den Abfüllort kenne ich leider nicht. Nun waren die Quellen schon zur Zeit der Römer bekannt und es existierte hier eine kleine römische Ansiedlung, deren Spuren ich hier nachgehen will. Schon während der französischen Kolonialzeit gab es hier eine kleine Abfüllanlage. Auch heute noch wird ein Teil des Wassers bis zum Rand der Straße geleitet, wo es von den Anwohnern oder Besuchern in Flaschen oder Kanistern abgefüllt werden kann.
Das Wasser von Ain Garci ist das älteste natürliche Mineralwasser mit Kohlensäure in Tunesien. Es wurde zuerst von einer Gesellschaft vermarktet, deren Hauptaktionär der Franzose Edmond Lecore-Carpentier war, der am 5. April 1900 mit dem Vertrieb des Mineralwassers begann. Lecore-Carpentier war mit der Enkelin des französischen Chemikers, Mikrobiologen und Nobelpreisträgers Loius Pasteur verheiratet. Im Oktober 1900 schaltete dieser die ersten Anzeigen und machte darin bekannt, dass das Mineralwasser in Apotheken erhältlich sei- ein damals absolut normaler Vorgang. Die meisten der französischen Mineralwässer wurden seinerzeit in Apotheken verkauft.
Der Quellort Ain Garci befindet sich einer Distanz von etwa 12 Kilometer von Enfidha und liegt 115 Kilometer südlich von Tunis. Das Quellwasser wird auch zur therapeutischen Behandlung aufgrund seiner Zusammensetzung mit Bicarbonat, Soda und Kohlensäure verwendet. Folgende Anwendungsgebiete sind angezeigt: Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes; Erkrankungen der Leber und der Gallenwege; Diabetes ohne Mangelernährung; Nahrungsmittelallergien; Gicht. Möglicherweise hatten dies auch die Römer erkannt, die hier im 2. Jahrhundert n. Chr. eine Siedlung errichteten. Nach einigem suchen bin ich dann schließlich auf die ersehnten Ruinen gestoßen und versuche, das Gelände zu erkunden.
Die ersten Ausgrabungen in Ain Garci wurden von französischen Archäologen durchgeführt. Die Funde wurden in Enfidavillè zwischengelagert. Nach dem Abzug der Franzosen und dem Ende der Kolonialzeit in Tunesien wurde die bisherige katholische Kirche in Enfidha in ein Kulturzentrum umgewandelt. Man richtete hier ein kleines Museum ein, das die Aufgabe hatte, die Funde der Ausgrabungen aus der Umgebung von Enfhida aufzunehmen. So gelangten auch einige Fundstücke aus Ain Garci in das neue Museum. In den späteren Jahren wurden weitere Untersuchungen unter tunesischer Leitung in Ain Garci durchgeführt. Auch diese Ergebnisse der Grabungskampagnen sind im Museum von Enfidha zu sehen.
Die Ruinen in Ain Garci sind über ein großes Areal verteilt und nur der kleine Teil in der Nähe des Dorfes ist allgemein zugänglich und kann in Augenschein genommen werden, wenn der Wächter des Ortes dies zuläßt. Auch hier hatte ich eine weitere unliebsame Begegnung mit einem Dorfbewohner, der mir den Zutritt zu den Ruinen verwehren wollte. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Ruinen um die Überreste römischer Thermen. Zisternen aus dieser Zeit sind gut zu erkennen, ferner die Grundmauern einiger Häuser, Säulen und Säulenbasen. Insgesamt macht das Augrabungsgelände keinen guten Eindruck und ist deshalb auch nicht unbedingt als Sehenswürdigkeit einzustufen.
Archäologisches Museum Enfidha
Ein Gebäude mitten in der Kleinstadt Enfidha fällt sofort auf. Es ist die ehemalige katholische Kirche der französischen Siedler von Enfidaville. Nicht nur der Kirchturm sondern auch die ganze Anlage rund um die Kirche, umstanden von Palmen und umgeben von Häusern aus der Kolonialzeit sind schon etwas besonderes. Die Kirche und der Garten wurden in ein Archäologisches Museum umgewandelt. Die hier im Außenbereich ausgestellten Stelen und Skulpturen stammen in der Mehrzahl aus Uppenna, einer...
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