Sbeitla (Sufetula)
Überblick
Ich habe diese Besichtigungsreise mit dem Mietwagen von Hammamet aus angetreten und zwar morgens schon sehr früh, um der Mittagshitze zu entgehen. Meine Fahrt führte mich über die Autobahn A1 in Richtung Enfidha, von dort über die P 2 bis Kairouan, von dort über die P 3 in Richtung Kasserine und kurz vor Sbeitla über die Route Nationale 3E in den kleinen Ort. Bitte nicht zur Ortsmitte fahren sondern die Umgehungsstraße in Richtung Kasserine nutzen, kurz darauf ist das riesige Ruinengelände auf der rechten Seite erreicht. Am Haus des Archäologischen Park Sbeitla (Bild nebenstehend) kann man parken und die Tickets für den Besuch von Sbeitla kaufen. Hier gibt es auch Toiletten und Waschräume, wo Sie sich kurz erfrischen können nach der langen Autofahrt.
Besichtigungen
Rechts von diesem Haus befindet sich das kleine Archäologische Museum von Sbeitla. Man überquert die stark frequentierte Straße zum Haupteingang des archäologischen Geländes und am dortigen Wärterhaus werden die Tickets kontrolliert. Schon von weitem sieht man bei der Anfahrt von Sbeitla den riesigen Triumphbogen des römischen Kaisers Diocletian. Sbeitla, das römische Sufetula, 160 km landeinwärts von Sousse und Sfax, ist eine der größten archäologischen Stätten des Landes. Es gibt unzählige Ruinen römischer Tempel und Bäder, ein Theater, frühchristliche Kirchen und byzantinische Festungen. Es ist gar nicht möglich, das Ruinengelände an einem Tag zu erkunden und besonders im Sommer, wenn die Besucher starker Hitze ausgesetzt sind, wird so mancher die Erkundung so kurz wie nur möglich halten- es gibt so gut wie keinen Schatten!
Mein erster Besuch der Stadt Sbeitla liegt schon 26 Jahre zurück- umso mehr überrascht war ich, als ich das Grabungsgelände im heutigen Zustand in Augenschein nehmen konnte. Es ist insgesamt überschaulicher geworden, manche Sehenswürdigkeiten sind jetzt beschriftet, das Theater wurde wunderbar restauriert, ebenso das große Forum, eines der besterhaltenen römischen Foren weltweit. Auch die Thermen kann man jetzt besser erkennen und die römischen Straßen innerhalb der Stadt wurden rekonstruiert. Im Eingangsbereich des Archäologischen Parks wird der Triumphbogen in einer gepflegten, grünen Umgebung präsentiert. Auch andere Bereiche des Parks sind neu gestaltet worden und die gesamte Anlage macht nun einen deutlich besseren Eindruck als bei meinem ersten Besuch.
Außerhalb des Parks an der Hauptstraße gibt es jetzt neben einem Café/Restaurant auch mehrere Geschäfte, wo gekühlte Getränke erhältlich sind. Sie sehen also, einem Besuch von Sbeitla steht nichts mehr im Weg...!
Geschichte
Sbeitla ist die flächenmäßig größte Stadt im Gouvernorat Kasserine und besitzt über 20 000 Einwohner [1]. Sie befindet sich in Mitteltunesien südöstlich des Höhenzugs der Dorsale. Die Bewohner leben von der Agrarwirtschaft und in der näheren Umgebung wird Erdöl gefördert. Sufetula scheint eine späte römische Gründung zu sein, wahrscheinlich unter Kaiser Vespasian (69 - 79). Die römische Stadt war zuerst Municipium und später dann eine Colonia. Ab dem 3. Jahrhundert sind dort christliche Bischöfe bezeugt, was auf ein christliches Zentrum schließen lässt. In der späten Kaiserzeit begann der Niedergang der Stadt.
Schlacht gegen die Araber
Im 5. Jahrhundert drangen die Vandalen auch bis Sufetula vor und nahmen die Stadt ein, was durch zwei Tempel dokumentiert wird, die barbarischen Göttern geweiht waren. Nach dem Sieg der Byzantiner über die Vandalen in der Schlacht bei Ad Decimum am 13. September 533 gehörte Sufetula nun zum Bereich Ostroms. Die Byzantiner bauten in Sufetula allein 3 Festungen und errichteten mehrere Kirchen, die zum Teil mit dem Baumaterial aus den verfallenen Gebäuden der ehemaligen römischen Stadt errichtet wurden. Davon zeugen mindestens drei byzantinische Forts, eine Kirche, die Winterthermen, die Basilika und vieles mehr. Dann wird der Name dieser Stadt nicht mehr erwähnt bis zum Ende der byzantinischen Epoche, als gegen 647 der byzantinische Heerführer Gregor von Karthago hier zur letzten Schlacht gegen die Araber antreten muss.
Er war zuvor der Führer des sogenannten Karthager Exarchats, einem fast unabhängigen Imperium, das sich von Karthago bis Lybien erstreckte. Gregor wird hier in Sufetula besiegt und verstirbt in der Schlacht. Die Stadt Sufetula wird zerstört und gerät schon sehr bald in Vergessenheit. Gregor (lat. Flavius Gregorius) war ein byzantinischer Patrikios (in Byzanz ein hoher Ehrentitel), Exarch von Karthago und Usurpator [2]. Aufgrund des Titels wird er auch oft als Patrick Gregor erwähnt. Der Sieger der Schlacht, Abdullah ibn Saad, Gouverneur von Ägypten, erschütterte die Region mit seinem Sieg und brachte die byzantinische Herrschaft in Nordafrika ins Wanken.
Sehenswürdigkeiten
Sbeitla ist ein antiker Standort ersten Ranges. Im Eingangsbereich der Stadt ist der große Triumphbogen wahrscheinlich der Kaiser-Tetrarchie (Diocletian, Maximian, Constantius, Galerius) gewidmet. Ziemlich eindrucksvoll erinnert er an den Titusbogen in Rom. Die byzantinischen Forts stehen hinter dem Triumphbogen. Das Forum misst 60 x 70 Meter und ist mit Fliesen ausgelegt. Das monumentale Tor von Antoninus Pius (wahrscheinlich um 150 n. Chr.) steht davor und der Platz des Forums ist mit einer Kolonnensäulenhalle umgeben. Das gesamte Gelände in der Ruinenstätte Sbeitla ist sehr weitläufig!
Am Ende des Forums steht das Kapitol mit den drei Tempeln, die den Göttern Jupiter, Juno und Minerva gewidmet waren. Sie sind untereinander durch Bögen verbunden, die zwischen die Durchgängen gebaut worden sind. Es gibt mehrere frühchristliche und byzantinische Kirchen auf dem Standort: die bemerkenswertesten bilden eine Gruppe im Norden des Forums. Die Kathedralkirche von Bellator, die Kirche von Vitalis - eigentlich die Nachfolgerin der ersten Kirche - die gebaut wurde, um die vorige zu vergrößern. Sie war 50 Meter lang und zählte insgesamt 5 Schiffe, außerdem eine Taufkapelle und wunderschöne Mosaiken; ganz nah auch die Kapelle von Jucundus, Märtyrer der Vandalen.
Kirchen - Thermen - Theater
Andere Kirchen sind auf dem Standort zerstreut: jene der Heiligen Gervais, Protais und Tryphon zwischen dem Triumphbogen und dem Forum, jene von Sylvain und Fortunat in der Nekropole, jene von Servus in der Nähe des Theaters, das als Kultort den Donatisten diente ... Sbeitla zählt nicht weniger als 5 Thermen: die großen Thermen zwischen dem Forum und den Ruinen des Theaters, die kleinen Thermen (römische Thermen) in der Nähe der byzantinischen Forts und drei andere Thermen, die im Norden des Forums angesiedelt waren.
Im Nordwesten findet man noch andere Monumente: eine Aquädukt-Brücke mit drei Bögen, die das Sbeitla - Wadi überquert, die Spuren eines Amphitheaters, ein nicht identifizierter Tempel, eine oder zwei nicht genau identifizierte Kirchen (Gebäude der Jahreszeiten?). Für eine Besichtigung - soweit es sich um eine individuelle handelt - brauchen Sie ca. 3 - 4 Stunden Zeit. Selbst dann entsteht nur ein grober Überblick. Machen Sie einen Spaziergang zum Aquädukt, zum Torbogen des Kaisers Diocletian, zum Theater, zu den drei römischen Tempeln.....!
Nehmen Sie bitte in der heißen Jahreszeit genügend Trinkwasser mit und einen kleinen Snack und schützen Sie sich vor der Sonne- es gibt so gut wie keinen Schatten!
Weitere antike Orte:
- Ghar el-Kebir- Römische Steinbrüche (Cap Bon)
- Kerkouane - Punische Stadt (Cap Bon)
- Korbous - schon in der Römerzeit bekannte Heilquellen
- Römische Brücke - bei Bouficha
- Djebel Oust - Römische Thermen (Hammam Oust)
- Taparura - punisch-römische Stadt südlich von Sfax
- Ausgrabungen in Thaenae (Thyna) bei Sfax
- Römisches Capsa - Gafsa
- Thélepte - antike römische Stadt (Colonia) bei Feriana
- El Kantara und Meninx - Insel Djerba
- Puta Pallene - Naoura bei Zarzis
- Antikes Cilium - Kassérine
- Uppenna - Byzantinische Ruinenstätte bei Enfidha
- Ain Garci - Römischer Quellort und Nekropole bei Enfidha
- Bibae - Römisch-byzantinische Ruinenstätte (beim Berberdorf Jeradou)
- Agbia - Römisch-byzantinische Ruinenstätte (bei Nouvelle Dougga)
- Neapolis - Nabeul
- Abthugni - antike Stadt bei Zaghouan
- Nymphäum (Wassertempel) in Zaghouan
- Abthugni - antike Stadt in Nordafrika südlich von Zaghouan
- Römisch-byzantinische Ruinen bei Oued Ez Zit
- Oudhna - Römischer Aquädukt
- Zisternen von La Malga in Tunis - Karthago
- Curubis - Römische Ruinenstätte bei Korba (Cap Bon)
- Horrea Caelia bei Hergla
- Aspis Kelibia (Cap Bon)
Quellennachweis:
1.: Die Zahlen zur Bevölkerungsstruktur des Gouvernorats Kasserine stammen vom Institut Nationale de la Statistique Tunisie.
2.: Wikipedia - Gregor von Karthago
Das Foto "Rückseite der Kapitolstempel - Autor: Bernard Gagnon" wird unter den Bedingungen der Creative Commons "Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported"-Lizenz veröffentlicht.