Geschichte El Kef
Geschichte
Die Entdeckung punischer Keramiken in der Stadt deutet auf einen frühen karthagischen Einfluß so ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. hin. Die erste Gründung von "Colonia Julia Cirta" - so der römische Name von El Kef - erfolgte ca. 40 v. Chr. durch einen Erlass von Julius Caesar. In der Zeit von Kaiser Augustus (40. v. Chr. - 27. n. Chr.) wurde die Stadt vergrößert. Die Stadt unter römischer Führung erlebte eine bemerkenswerte städtische und architektonische Entwicklung. So gab es hier neben den Thermen, Forum und Kapitol mehrere Tempel, ein Theater und ein Amphitheater, Triumphbogen und Ehrenmonumente.
Sicca Veneria
Der alte Tempel der Göttin Astarte wurde von den Römern in einen Tempel der Venus umgewandelt und Anfang des 2. Jahrhundert n. Chr. von Kaiser Hadrian erneuert. Der Tempel der Venus blieb aktiv bis zum 4. Jahrhundert und profitierte weiterhin von der besonderen Pflege seitens des Kurators der Stadt Valerius Romanus. Zahlreiche römische Stelen aus dieser Zeit sind im Bereich der Thermen zu besichtigen. Der Tempel der Venus war berüchtigt wegen der Aufgaben der Tempeldienerinnen weit über die Grenzen von Sicca Veneria hinaus.
Christianisierung
Den Beginn des Christentums bezeugt ein Ereignis im Jahre 255 nach Christus durch den Märtyrertod des Bischofs Castus. Weitere kirchliche Würdenträger sind die berühmten Bischöfe Patrice (348) - Fortunatianus (407) - Paulus le donatiste (411) - Urbanus (429) - Paulus (481) - Felix de Vandale (5. Jahrhundert). Unter den berühmten Theologen muss man ebenfalls den heiligen Augustinus erwähnen, der zahlreiche Aufenthalte in Sicca - so wird die Stadt ab Ende des 2. Jahrhundert n. Chr. auch genannt - hatte. Am Ende des 4. Jahrhunderts wurde auf den Überresten des heidnischen Kapitols die wichtige Kirche des heiligen Peter (Dar el Kous) erbaut. Die Basilika Dar el Kous existierte bis zur Ankunft der Vandalen in Tunesien.
Oströmische Herrschaft
Die Periode der Vandalen ging in Tunesien im Jahr 534 durch die Siege der byzantinischen Truppen unter der Führung ihres Feldherrn Belisar (Flavius Belisarius oder auch Belisarios) zu Ende. Die Stadt wird nun aufgrund ihrer hervorragenden strategischen Lage von den Byzantinern mit Befestigungswerken ausgestattet. Ebenfalls werden neue Kirchen gebaut und der Name der Stadt wandelt sich wieder in Sicca Veneria. Die arabischen Armeen erobern Tunesien ab 648. Der Sieg der Armee von Abdullah ibn Saad über die byzantinischen Truppen von Gregor von Karthago (auch Patrick Gregor genannt) besiegelt das Ende der oströmischen Herrschaft über Tunesien.
Weitere Entwicklung im Mittelalter
Die Stadt El Kef fiel dann im Anfang des 12. Jahrhundert in die vollständige Anonymität zurück. In den nächsten zwei Jahrhunderten wird zwar der Name der Stadt zitiert aber Zeitzeugen wie der marokkanische Reisende und Pilger Al' Abdari erwähnt die Stadt gegen Ende des 13. Jahrhunderts nicht. Auch der Bericht des Andalusiers Abi Al Moutarif ` Amira gegen Anfang des 14. Jahrhundert sagt nicht viel Gutes über die Stadt. Das einzig positive in dieser Zeit scheint das religiöse Vorbild des Sidi Ahmed bin Harzallah gegen Anfang des 15. Jahrhundert zu sein. Die Stadt scheint ihr religiöses Prestige zu behalten.
Türkische Periode
Am Anfang des 16. Jahrhunderts taucht zum ersten mal der Name "El Kef" auf. 1573 besetzen osmanische Truppen Tunis. Durch Grenzkonflikte mit dem algerischen Nachbarn in den Jahren 1614 und 1628 wird die starke Position von El Kef hervorgehoben. Durch eine Verfügung von Sinan Pascha installierte man dort von 1637 an eine ständige Garnison, die durch Ergänzungsstämme unterstützt wurde. El Kef wurde ein echtes fortschrittliches Bollwerk der Herrschaft von Tunis angesichts der Expansionsbestrebungen des Westens.
Ab dem 17. Jahrhundert erlebt die Stadt einen bemerkenswerten wirtschaftlichen, städtischen und kulturellen Aufschwung. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts nimmt die religiöse Bedeutung der Stadt zu. Die Mehrzahl der großen Bruderschaften des Maghrebs wie Aïssaouiya, Rahmaniya, Qadriya hatten ihren Sitz in El Kef. Es gab mehr als hundert Marabouts sowie die prächtige Moschee von Sidi Bou Makhlouf. Trotz der verschiedenen Konflikte, der allgemeinen Mängel und der Epidemien, die die Stadt heimsuchten, gab es einen gewissen Wirtschaftswohlstand und eine wichtige Expansion.
Französisches Protektorat
Die Stadt war ein echtes Foyer religiöser, intellektueller und politischer Persönlichkeiten. Auch die jüdische Gemeinschaft, die bis zu 600 Personen zählte und die ihre eigene Synagoge und ihr eigenes Viertel (Mellah) im Bereich der Medina hatten, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Ab 1867 erlebt die Stadt durch verschiedene Ereignisse einen gewissen Niedergang, der sich auch auf die Einwohnerzahl auswirkt. 1881 besetzen französische Truppen die Stadt. Dank der Zusammenarbeit des Gouverneurs der Stadt mit den religiösen Führern und der Zustimmung eines Großteils der Bevölkerung werden die Tore der Stadt geöffnet. El Kef wird kampflos übergeben. Unter dem französischen Protektorat wird Le Kef Militärstelle und das Zentrum der Verwaltung in der Region. Die Franzosen bleiben etwa 75 Jahre in dieser Stadt.
El Kef heute
Die Stadt wird im Laufe des Zweiten Weltkrieges die provisorische Hauptstadtrolle des Landes übernehmen, da es außerhalb der Zonen geblieben ist, die durch die Kräfte der Achse (Deutschland und Italien) besetzt wurden. El Kef - die Franzosen nannten die Stadt Le Kef - ist heute die Hauptstadt des tunesischen Gouvernorats Kef. Die Stadt zählt heute über 45 000 Einwohner und ist ein wichtiges Wirtschaftszentrum in der Region. Der Name der Stadt soll von dem Felsmassiv nördlich der Stadt abstammen. Das am 21. Juni 1956 gegründete Gouvernorat Kef ist eines der 24 Gouvernorate Tunesiens. Es befindet sich im Nordwesten des Landes, an der Grenze zu Algerien und umfasst eine Fläche von 4.965 Quadratkilometer, was etwa 3 % des Staatsterritoriums der Republik Tunesien ausmacht. Die Gesamtbevölkerungszahl im Gouvernorat beträgt 257.900 Einwohner.
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