Testour (Tichilla)
Übersicht
Die am Fluss Medjerda gelegene kleine Stadt Testour bezaubert mit ihrem maurischen Ortsbild. Testour wurde von den Flüchtlingen aus Andalusien (Spanien) im 16. Jahrhundert gegründet. Die Moschee aus dem 16./17. Jahrhundert ist besonders sehenswert: Sowohl die in Tunesien seltene Dacheindeckung mit Ziegeln als auch ein eher untypisches Minarett mit Sonnenuhr machen die Moschee zu etwas ganz Besonderem. Testour liegt im Nordwesten Tunesiens und zählt seit der letzten Volksschätzung (2004) 32 772 Einwohner [1]. Die Stadt ist etwa 81 Kilometer von der Landeshauptstadt Tunis entfernt.
Antiker Ort
Die Geschichte von Testour ist vergleichbar mit der Historie von Soliman am Cap Bon. Erbaut wurde die Stadt über den Resten des antiken Ortes "Tichilla". Nordwestlich von Testour liegt der größte Stausee des Landes, Sidi Salem. Hier bieten sich inmitten einer atemberaubenden Landschaft viele Gelegenheiten für Spaziergänge und Wanderungen. Landschaftlich besonders reizvolle Aussichten laden zum Verweilen und Genießen der wunderschönen Natur ein.
Geschichte
Die Stadt Testour liegt an dem alten Verbindungsweg von Karthago nach Tébessa (römisch Theveste - heute in Algerien), der von hier über Teboursouk (antikes Thugga) und Haidra in die römische Stadt führte. Wie schon erwähnt, gründeten aus Spanien vertriebene Mauren Testour um etwa 1610. Ihre Vorfahren stammten aus dem ehemals maurischen Andalusien im heutigen Spanien, wo sie in der letzten Phase der Reconquista (Rückeroberung) das Land endgültig verlassen mussten. 1340 besiegte ein verbündetes, christliches Heer aus Kastilien, Aragon, französischen Hilfstruppen und Portugiesen in der Schlacht am Salado ein Heer des marokkanischen Sultans Abu l-Hasan, der eine letzte Intervention und Gegenoffensive angeführt hatte.
Kapitulation in Granada
Im 15. Jahrhundert besaß Kastilien die militärische Macht, das Reich der Nasriden zu erobern, aber die Könige zogen es zunächst vor, Tribut zu erheben. Der Handel mit Granada, einem der letzten verbliebenen Stützpunkte der Mauren in Spanien, bildete einen Hauptweg für afrikanisches Gold in das mittelalterliche Europa. Um den 2. Januar 1492 kapitulierte der letzte arabische Herrscher in Al-Andalus, Muhammad XII. (Boabdil), vor den Heeren von Ferdinand II. und Isabella I. , die durch ihre enge Verbindung mit dem Papst in Rom auch als "Los Reyes Católicos - die katholischen Könige" bezeichnet werden.
Architektur des Ortes
Im gleichen Jahr erließen die spanischen Könige das sogenannte Alhambra-Edikt, in dem die Vertreibung der Juden aus allen Territorien der spanischen Krone zum 31. Juli des Jahres angeordnet wurde, sofern sie bis dahin nicht zum Christentum übergetreten waren. Die hier in Tuneien angekommenen Flüchtlinge behielten über Jahrhunderte ihre alten Traditionen und ihre Sprache bei. Einem alten Reisebericht zufolge soll der Bau der Großen Moschee in Testour schon ab dem Jahr 1630 erfolgt sein. Testour ist wie Soliman am Cap Bon wahrscheinlich die einzige rein andalusische Gründung in Tunesien. Die Architektur der muslimischen Bevölkerung ähnelte dem Baustil ihrer alten Heimat. Die Minarette der Moscheen sahen aus wie die Kirchtürme in Spanien und die Häuser waren mit dunklen Dachziegeln gedeckt.
Marabouts
Auch die Planung der Stadt mit ihren Straßen und Gassen wurde nach spanischem Vorbild durchgeführt. Eine weitere Moschee in Testour (Abdulatif-Moschee) wurde wahrscheinlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet. Eine Besonderheit in Tunesien ist die Sonnenuhr auf dem Minarett der Großen Moschee. Das maurische Erbe lebt heute weiter in der Gestaltungs- und Handwerkskunst. Die auffällig vielen Marabouts in und um Testour sind der Ausdruck eines Volkes, in der neuen Heimat einen symbolischen Schutz zu genießen. Insgesamt macht die Stadt Testour einen guten Eindruck und es lohnt sich, Stadt und Umgebung zu erkunden.
Turbinenmühlen
Schon länger bekannt war den Bewohnern von Testour eine am Uferrand, zum Teil verschüttete und schwer zugängliche Ruine, die allgemein für ein Arbeitsgebäude aus der Zeit der Flüchtlinge aus Spanien zum Walken von Wolle gehalten wurde. Im Frühjahr 1993 entdeckte Uwe Bigalke, Geschäftsführer einer deutschen in Testour ansäßigen Firma, dass die Anlage sich vollständig mit der ebenfalls am Medjerda-Ufer gelegenen Turbinenmühle in Chemtou (Simitthus) vergleichen lässt.
Weitere Informationen zu Uwe Bigalke mit Informationen zur römischen Geschichte in Tunesien finden Sie hier....!
Quellennachweis:
Die Informationen zur Geschichte von Testour basieren auf dem Artikel Reconquista vom 18.02.2010 und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Die Zahlen (2004) zur Bevölkerungsstruktur des Gouvernorats Béja stammen vom Institut Nationale de la Statistique Tunisie.