Medina von Tunis
Überblick
Etwa in der Stadtmitte von Tunis liegt die Medina (Altstadt), eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte der islamischen Welt. Der Haupteingang zur Medina liegt an der Porte de France (Bab El Bhar) und der Britischen Botschaft. Er führt direkt zur Rue Djamaa Ez-Zitouna und der Rue de la Kasbah, zwei Hauptstraßen in den Souks (Märkte) von Tunis. Weitere Souks, die sich mitunter auf ganz bestimmte Produkte spezialisiert haben, zweigen von der Hauptstraße am Place de la Victoire ab. Die Djamaa Ez-Zitouna, die große Moschee, ist eine gute Orientierungshilfe im Gewühl der Medina. Das heute freistehende ehemalige Stadttor Bab el-Bahr (Titelfoto) steht am Platz des Sieges (Place de la Victoire) und liegt an der Grenze zwischen der Altstadt (Medina) und der Neustadt (Ville Nouvelle).
Geschichte
Geschichtswissenschaftler führen den Namen der Stadt Tunis auf die Göttin Tanit zurück, die in punischer Zeit als Schutzgöttin von Karthago verehrt wurde. Die Stadt Tunis ist eine der ältesten Städte am Mittelmeer. Die numidische Stadt Tunes existierte schon vor dem Eintreffen der ersten phönizischen Kolonisten im 9. Jahrhundert v. Chr.. Auch die Römer nannten die Stadt Tunes. Jedoch stand Tunis in der Antike stets im Schatten des mächtigen Karthago. Erst nach der arabischen Eroberung und der Zerstörung Karthagos gegen Ende des 7. Jahrhunderts n. Chr. gelangte Tunis zu überregionaler Bedeutung.
Gründung
Das heutige Tunis ist gegen Ende des 7. Jahrhunderts auf einem schmalen Streifen Land zwischen zwei Seen (Lac de Tunis und Sebkha Séjoumi) entstanden. Möglicherweise befand sich an dieser Stelle bereits eine kleine Ansiedlung, vielleicht ein Bauernmarkt, ein Knotenpunkt der großen Karawanenstraßen Afrikas. Der siegreiche, arabische Feldherr Hassan Ibn Nooman wählte diesen Ort, um zunächst eine Moschee - die Olivenbaummoschee Ez-Zitouna (hier handelt es sich um eine mündliche Überlieferung - es ist nicht gesichert, dass die Moschee Ez-Zitouna zu diesem Zeitpunkt gebaut wurde.) - und später eine Stadt zu errichten.
Kasbah
So entstanden um die Moschee herum Einkaufsstraßen, Unterkünfte für angesehene Persönlichkeiten, Gästehäuser, Zisternen, Lager, Brunnen, die Werkstätten der Handwerker und Schulen. Es wurden Friedhöfe und Gärten angelegt, im Südosten der Stadt wurden landwirtschaftliche Produkte angebaut um so die Versorgung der stetig wachsenden Stadt sichzustellen. Die Kasbah - die Zitadelle - die den Palast des Statthalters und dessen Hofstaat beherbergte, dominierte das ganze damalige Stadtbild. Zwei Vorstädte im Norden und Süden gaben den Karawanen Unterschlupf. Nach und nach wurden weitere Moscheen errichtet, deren Kuppeln und Minarette sich stolz in den Himmel reckten. Man nimmt an, dass die Altstadt (Medina) von Tunis - etwa so, wie wir sie heute sehen - im 9. Jahrhundert von den Aghlabiden angelegt wurde.
Befestigungen
Erst viele Jahre später wurde damit begonnen, die Sicherheit der Stadt durch entsprechende Befestigungen sicherzustellen. So entstanden die einst wuchtigen Mauern, Türme und Stadttore der orientalischen Stadt erst ab dem 13. Jahrhundert unter der Dynastie der Hafsiden. Immer wieder wurden Gebäude und Souks durch Neu- oder Umbauten verändert, hier wurde eine Moschee errichtet während dort ein Mausoleum gebaut wurde. Kasernen kamen hinzu und auch Koranschulen und Medersen (islamische religiöse Hochschulen).
Souks
Man schreibt die Errichtung der Souks, in deren Mitte sich die Zitouna Moschee befindet, den ersten Hafsiden (13. Jahrhundert) zu. Nur die sogenannten "vornehmen" Souks haben sich entlang der Großen Moschee angesiedelt, die anderen befinden sich weiter außerhalb des Zentrums, in der Nähe der Stadttore. An der Nordfassade der Zitouna Moschee erstreckt sich der Souk El Attarine (Parfümhändler), der seine ursprüngliche Funktion beibehalten hat. Der Besucher kann hier Essenzen, Weihrauch sowie verschiedene andere Ingredienzen (Mineral- und Pflanzenstoffe) erwerben, die zur Herstellung von Schönheitsprodukten verwendet werden.
Souk El Trouk
An der Westseite der Großen Moschee gelegen, beweist der Souk El Kumach (Stoffe) durch seine besondere Architektur, dass ein Souk kein zufälliges Bauwerk ist, das aus einer bloßen Aneinanderreihung mehrerer Geschäfte entstanden ist. Zwei Säulenreihen unterteilen den Souk in drei Straßen. Weitere Souks sind u.a.: Souk El Ouzar, Souk El Leffa, Souk Es Sarragine, Souk des Chéchias, Souk des Etoffes, Souk El Nissa, Souk El Bey und der Souk Et Trouk, der sogenannte Türkensouk. Hier wurden früher die Uniformen der türkischen Truppen hergestellt. Schneider und Stickerinnen sorgten dafür, dass die Bekleidung nicht nur den Soldaten vorbehalten blieb sondern auch den Würdenträgern der Regierung der Beys. Später erledigten hunderte jüdische Handwerker diese Arbeit. Die Produkte des Souk Et Trouk waren so berühmt, dass sie sogar in Länder exportiert wurden, die nicht dem türkischen Einflussbereich unterlagen. Die Inhaber, Leiter und Handwerksmeister dieses Souks waren oft auch aktive Militärs.
Café Mrabet
Im 19. Jahrhundert änderte sich der Geschmack für Bekleidung und Textilien und zudem bekamen die hier ansäßigen Handwerker starke Konkurrenz aus Europa, die ihre Waren billiger herstellen konnten. Heute werden hier vorwiegend Produkte aus Flohmärkten, Antiquitäten, Teppiche und nicht zu vergessen, touristische Waren verkauft. Hier im Souk Et Trouk befindet sich auch das bekannte Café Mrabet in einem wunderschön gestalteten Ambiente. Während Sie im Erdgeschoss bei The a la Menthe oder türkischem Kaffee entspannen können, werden im Restaurant in der ersten Etage tunesische Spezialitäten serviert. Die Einrichtung des Gebäudes wurde seit einigen hundert Jahren nicht mehr verändert. Man sitzt gemütlich auf Matten zwischen bunten Säulen unter einer durch Bögen abgetrennten Decke.
Nationalbibliothek
Die Geschichte der Nationalbibliothek beginnt im Jahr 1885 mit der Gründung der Bibliothèque nationale de Tunisie durch einen Erlass des Bey von Tunis. Am 8. März 1885 verfügte Ali Muddat ibn al-Husayn, der damals regierende Bey von Tunesien, die Errichtung einer umfassenden Bibliothek. Sie wurde damals im Gebäude Nr. 20 des Souk El Attarine untergebracht. Schon 1910 mußten Teile der Bibliothek in andere Gebäude ausgelagert werden. Bei diesem Gebäude handelte es sich um eine ehemalige Kaserne ebenfalls im Souk El Attarine. Der Bey Hammouda Pacha, der Gründer dieser Kaserne, hatte eine besondere Vorliebe für militärische Einrichtungen und den Kasernenbereich.
Er ließ die äußere Stadtmauer und fünf Kasernen im Zentrum der Medina errichten, unter anderem auch die Kaserne El Attarine (1814). Es handelt sich um einen typischen Kasernenbau und erinnert durch die Anordnung der Räume um den Innenhof an einen Wohnsitz, an "Fondouks" (Grosshandelslager und zugleich Herbergen für Kaufleute und Tiere) oder an Medersas. Der längliche Innenhof ist von Galerien umgeben, auf denen großräumige Stuben angeordnet sind. Einige tragen auf ihrer Fassade noch die Namensschilder der Kompanien der Janitscharen, für die sie bestimmt waren.
Neuer Standort
Mit dem Beginn des Protektorats (1881) verließen die Garnisonen die Kasernen und die Kolonialverwaltung richtete dort die "Verwaltung der Antiquitäten" und die "allgemeine Bibliothek" ein. Nach der Gründung des Staates Tunesien wurde mehrfach über eine Neuerrichtung der Bibliothek nachgedacht, da der Platz in der Medina nicht mehr ausreichte und die Bausubstanz der Gebäude in einem sehr schlechten Zustand war. Das moderne Bibliotheksgebäude wurde am 1. Dezember 2005 am Boulevard 9 avril 1938 eröffnet. Die allgemeine Bibliothek, die neu organisiert und durch tausende arabische Werke und Handschriften, die aus der Grossen Moschee und den Medersen der Medina stammen, bereichert wurde, ist heute als Nationalbibliothek bekannt.
Volkskunstmuseum
Im Jahr 1796 wurde der Palast Dar Ben Abdallah für einen wohlhabenden Kaufmann in der Medina von Tunis errichtet. Das Gebäude befindet sich in der Rue Sidi Kacem, Impasse Ben Abdallah. In der näheren Umgebung des Gebäudes befinden sich weitere Sehenswürdigkeiten: Tourbet El Bey, die Färbermoschee (Mosquée des Teinturiers) und das Dar Othman. Der Palast beherbergt heute eine reichhaltige Sammlung des tunesischen Bürgertums und gehört damit zu den wichtigsten Museen der Stadt. Diese Sehenswürdigkeit bietet mehr als einen bloßen Museumsbesuch; sie gibt Einblick in das innerste der luxuriösen Wohnsitze, wo sich einst ein friedliches Familienleben abspielte.
Museum Dar Ben Abdallah
Die verdeckte Tür, die keinen direkten Einblick in das Gebäude gestattet, führt zu einem Hof unter freiem Himmel, um den herum die Wohnungen der Besitzer angeordnet sind, in denen sich heute die Räumlichkeiten des Museums befinden. Die Sammlungen spiegeln durch eine fachkundige Auswahl der ausgestellten Gegenstände die Lebensweise des tunesischen Bürgertums im 19. Jahrhundert wider: Kostüme mit Goldstickerei, Schmuck mit eingearbeiteten Steinen und Gebrauchsgegenstände von besonderer Feinheit. Von den vier Wohnräumen sind einer für den Mann bestimmt, einer für die Braut, der dritte für die Frau und der vierte für die Kinder.
Dar Ben Achour
Das Dar Ben Achour ist ein Palast in der Medina von Tunis. Das Gebäude wurde bereits im siebzehnten Jahrhundert errichtet. Der Palast liegt an der Rue du Pacha und beherbergt heute die Bibliothek der Stadt Tunis. Das Haus wurde von 1882 - 1907 von Scheich Mohammed Aziz Bouattour, einem Großwesir von Tunesien bewohnt. Danach wohnte wieder die ursprüngliche Familie hier. 1970 wurde der Palast an die Stadt Tunis verkauft, die ihren neu erworbenen Besitz 1983 umfangreich renovieren ließ. Heute befindet sich im Inneren des Palastes eine Bibliothek, deren Aufgabe es ist, historische Unterlagen und Schriftstücke über die Stadt Tunis zu sammeln und zu bewahren. Seit 1990 beherbergt sie auch den Verein tunesischer Denkmäler und historischer Stätten.
Medersen (Hochschulen)
In der Medina von Tunis gibt es u.a. drei besondere Medersen (theol.- jur. Hochschulen) zu finden. Es handelt sich um die Medersa du Palmier in der Rue des Libraires, um die Medersa Bachia ebenfalls in der Rue des Libraires und um die Medersa Slimania in der Rue de la Medersa Slimania. In jeder dieser Hochschulen findet man die klassischen Stilmittel, die diese Art von Gebäude kennzeichnen...
Weitere Informationen zu den Medersen in der Medina von Tunis finden Sie hier....!
Mausoleum Tourbet El Bey
Das Mausoleum Tourbet El Bey ist die letzte Ruhestätte der Beys von Tunis und teilweise auch ihrer Familien. Sie finden das Gebäude in der gleichnamigen Straße Rue Tourbet El Bey. Das Bauwerk, ein Mausoleum husseinitischer Fürsten, reicht bis in die Zeit Ali Pacha's II. (1758 - 1782) zurück und ist das größte Gebäude dieser Art in Tunis. Die äußeren Fassaden aus gelblichen Sandstein zieren Wandpfeiler und Gesims....
Weitere Informationen zur Grabstätte der Beys von Tunis in der Medina finden Sie hier....!
Place de la Kasbah
Wer in Tunis schon einmal einen Parkplatz in der Nähe der Medina gesucht hat, weiß, wie schwierig dies ist. Der große Platz vor der Medina - Place du Gouvernement - würde sich dafür eigentlich hervorragend anbieten, wenn auf diesem Platz oder an seinen Rändern nicht so viele öffentliche Gebäude stehen würden, deren Schutz und Sicherheit vorrangig sind. Dazu kommt der im Osten dieses Platzes sich neu öffnende Place de la Kasbah....
Weitere Informationen zum Place de la Kasbah in Tunis finden Sie hier....!
Djamaa Ez- Zitouna Moschee
Die Olivenbaummoschee (Djamaa Ez-Zitouna) wird Sie bei ihren Ausflügen durch die Souks von Tunis begleiten - dient sie doch aufgrund ihrer Größe als wichtiger Markierungspunkt innerhalb der Kasbah. Die Grosse Moschee, die auch Ez-Zitouna (Olivenbaummoschee) genannt wird, liegt inmitten der Altstadt und ist das größte und ehrwürdigste Heiligtum in Tunis. Ihr Gründungsdatum geht auf die Entstehungszeit der Stadt selbst zurück (698).
Weitere Informationen zur Olivenbaum-Moschee in der Altstadt von Tunis finden Sie hier....!
Moscheen in der Medina
Zu den über 700 erhaltenswerten Bauten der Medina von Tunis gehören auch die Moscheen, Zaouias, Medersen und Koranschulen. Einige der Moscheen beinhalten die Grabbauten von Heiligen Männern als Einzelbau auf dem Areal des religiösen Gebäudes. Auch einige Mausoleen sind dort zu finden. Nicht alle Herrscher haben sich ihr Grabdenkmal in der Tourbet El Bey gewünscht. Die größte und schönste aller Moscheen....
Weitere Informationen zu den Moscheen in der Medina von Tunis finden Sie hier....!
Quellenangabe:
Die Fotos "Nationalbibliothek im Souk El Attarine - Autor: Jaume Ollé" - "Grabstelen im Bardo Museum - Autor: Pradigue" - "Nationalbibliothek Tunis - Autor: Madhif" - "Museum Dar Ben Abdallah - Autor: Citizen59" stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. Diese Dateien sind lizenziert unter der Creative Commons Attribution ShareAlike 3.0 und unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported".