Ruinenstätte Oued Ez Zit
Überblick
Etwa 3 Kilometer hinter Sainte Marie du Zit entfernt in nördlicher Richtung bin ich auf eine weitere ehemalige Ansiedlung gestoßen, die offenbar auch zum Dorf Sainte Marie du Zit gehörte. Zu meiner großen Überraschung entdeckte ich hier einige Ruinen, die zum Teil noch aus der römischen- und aus der byzantinischen Epoche stammen. Aufgefallen war mir ein Haus im peseudo-arabischen Baustil auf einer Anhöhe weit über der Straße. Nach dem ich hier angehalten habe, sehe ich mir das Gelände näher an. Auf der linken Straßenseite direkt am Oued Zit in Richtung Mornag steht noch ein kleines Wohnhaus aus der Protektoratszeit.
Archäologisches Gelände
Gegenüber befindet sich ein weiteres Gebäude, das früher einmal eine Scheune mit angrenzendem Stall gewesen sein muss. Das Dach ist mittlerweile eingefallen und im Inneren wachsen große, grüne Pflanzen. Oberhalb des Geländes, dieses überblickend, befindet sich das eingangs erwähnte Herrenhaus, weiß getüncht, mit einer runden Kuppel als Dachabschluß. Der Eingang im Westen des Gebäudes wird wie bei andalusischen Häusern von zwei Säulen flankiert und der eigentliche Hauseingang ist nach innen verlegt. In der Küche ist der große Ofen in einer Ecke noch gut erhalten. Ansonsten ist dieses Haus ausgeschlachtet worden und bis auf die Grundmauern entkernt.
Hinter dem Haus sind weitere Stallungen ohne Dach zu finden und dahinter sehe ich mehrere Kühe weiden. Leider gibt es hier einige kläffende und agressive Hunde, deswegen verzichte ich auf eine weitere Besichtigung dieses Teils des Anwesens. Nicht weit vom Herrenhaus entfernt liegen die großen römischen Ruinen, die ich als Zisternen einschätze. Auf der dem Westen zugewandten Seite der Ruinen befindet sich unter einem Torbogen ein Treppengang, der nach unten in das Gewölbe führt. Ich gehe die Stufen hinunter und stehe vor einem nach rechts führenden offenen Tor, das den Blick freigibt in das Innere des Gebäudes.
Es ist ein rechteckiger leerer Raum, dessen Gewölbedecke abgestützt wird durch vier feingearbeitete Pfeiler. Durch drei kleine Öffnungen auf jeder Seite knapp unter der Decke flutet das Tageslicht diesen Raum. Ansonsten ist hier unten nichts auffälliges zu sehen. Aber die Umgebung dieses Gemäuers ist voll von Spuren der Vergangenheit: sehr viele Säulentrommeln, Säulenbasen, einige Friese und Reste von Grundmauern, die nicht aus der Kolonialzeit stammen, sind in unmittelbarer Nähe der gut erhaltenen Ruine zu finden. Das ist noch nicht alles, denn auf dem Areal der kleinen ehemals bäuerlichen Siedlung habe ich weitere Grundmauern entdeckt, die darauf hindeuten, dass dieser Platz zwischen dem 5. - 6. Jahrhundert n. Chr. bewohnt war.
Möglicherweise ist die Siedlung noch viel älter, denn ein Mosaik im Bardo-Museum von Tunis wird als Bodenmosaik einer Kirche in St. Marie du Zit aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. datiert. Auch ein Sarkophag (Ädikula-Sarkophag mit Jahreszeiten-Eroten und drei Grazien wurde hier in der Umgebung gefunden und zwar im Oued Raml (bei Zriba).
Im 5. Jahrhundert waren die Vandalen in ganz Tunesien auf dem Vormarsch. Nach dem Sieg der Byzantiner über die Vandalen in der Schlacht bei Ad Decimum am 13. September 533 gehörten große Teile Tunesiens nun zum Bereich Ostroms. Die Byzantiner bauten vor allem in Nordtunesien zahlreiche Forts, errichteten Siedlungen und bauten auch Kirchen. Das Baumaterial fanden sie meistens in den alten römischen Sedlungen, die nun verlassen waren, und die sie benutzten, um hier ihre Kirchen zu errichten. Ein gutes Beispiel dafür ist die ehemalige römische Stadt Sufetula, deren Gelände großflächig überbaut und befestigt wurde.
Zum Ende der byzantinischen Epoche, als gegen 647 der byzantinische Heerführer Gregor von Karthago - auch unter dem Namen Patrick Gregor bekannt - in Sufetula zur letzten Schlacht gegen die Araber antreten musste und er in diesem Kampf sein Leben ließ, verlieren sich die Spuren Ostroms nach und nach bis auf einige wenige steinerne Zeugen einer regen Bautätigkeit, die im Nordwesten des Landes zu finden sind. Byzantinische Spuren habe ich u.a. in Ain Tounga vorgefunden, in Sbeitla, das alte Sufetula und mehrfach in der Umgebung von Siliana.
Weitere antike Orte:
- Ghar el-Kebir- Römische Steinbrüche (Cap Bon)
- Kerkouane - Punische Stadt (Cap Bon)
- Korbous - schon in der Römerzeit bekannte Heilquellen
- Römische Brücke - bei Bouficha
- Djebel Oust - Römische Thermen (Hammam Oust)
- Taparura - punisch-römische Stadt südlich von Sfax
- Ausgrabungen in Thaenae (Thyna) bei Sfax
- Römisches Capsa - Gafsa
- Thélepte - antike römische Stadt (Colonia) bei Feriana
- El Kantara und Meninx - Insel Djerba
- Puta Pallene - Naoura bei Zarzis
- Antikes Cilium - Kassérine
- Uppenna - Byzantinische Ruinenstätte bei Enfidha
- Ain Garci - Römischer Quellort und Nekropole bei Enfidha
- Bibae - Römisch-byzantinische Ruinenstätte (beim Berberdorf Jeradou)
- Agbia - Römisch-byzantinische Ruinenstätte (bei Nouvelle Dougga)
- Neapolis - Nabeul
- Abthugni - antike Stadt bei Zaghouan
- Nymphäum (Wassertempel) in Zaghouan
- Abthugni - antike Stadt in Nordafrika südlich von Zaghouan
- Römisch-byzantinische Ruinen bei Oued Ez Zit
- Oudhna - Römischer Aquädukt
- Zisternen von La Malga in Tunis - Karthago
- Curubis - Römische Ruinenstätte bei Korba (Cap Bon)
- Horrea Caelia bei Hergla
- Aspis Kelibia (Cap Bon)
Ain Tounga (Thignica)
Während meiner Fahrt von Testour nach Teboursouk bemerke ich auf der linken Straßenseite mehrere umgestürzte antike Bauteile und wenige Minuten später erreiche ich schon einen kleineren Ort mit dem Namen Ain Tounga. Bei der Ruinenstätte handelt es sich um die antike römische Stadt Thignica mit den Resten einer byzantinischen Festung aus dem 6. Jahrhundert n. Chr., deren Mauern noch gut erhalten sind. Ich parke den Wagen und steige aus. Während ich einem kleinen Pfad folge, der sich durch Ruinenteile hindurchwindet, bemerke ich, dass mir jemand folgt...
Weitere Informationen zur antiken Stätte des römischen Thignica in Nordwesttunesien finden Sie hier....!
Sainte Marie du Zit
Kurz vor der Ortschaft Oued Ezzit, benannt nach dem Wadi (oder Trockenfluss), führt eine breite Brücke über den Oued Zit und auf der rechten Seite kommt schon der erste Bauernhof aus der Kolonialzeit in Sicht. Wir befinden uns nun im ehemaligen Dorf der französischen Siedler- Sainte Marie du Zit. Übersetzt heißt der Ort "St. Maria des Südens", was zum einen vom Oued abstammt, es ist nämlich der südliche Oued in dieser Gegend. Die religiöse Bezeichnung ist wahrscheinlich der Kirche des Ortes geschuldet, die von den katholischen Siedlern errichtet worden ist....
Weitere Informationen zur ehemaligen französischen Siedlung Saint Marie du Zit in Nordtunesien finden Sie hier....!