2. Weltkrieg in Tunesien
Überblick
Die Hinterlassenschaften aus dem 2. Weltkrieg in Tunesien sind vielfältiger als man gemeinhin annimmt. Das liegt zum einen an der politischen Situation bis zum Jahr 1939/40 in Tunesien mit Frankreich als Protektoratsmacht und zum anderen an dem Verlauf der Kämpfe in Nordafrika im Zeitraum vom 9. September 1940 bis zum 13. Mai 1943. Nach dem Abklingen der Kampfhandlungen auf tunesischem Territorium verließen die Truppen der Alliierten größtenteils das Land und konzentrierten sich auf die Kriegsschauplätze in Europa- vorwiegend Sizilien und Süd-Italien. Das unbrauchbar gewordene Kriegsmaterial, Lastwagen, Kübelwagen, Jeeps, Panzer verschiedener Größe, Bauart und Herkunft, Kanonen, Flakgeschütze, sogar Flugzeuge oder Ersatzteile, die nur für den Einsatz in der Wüste konzipiert waren, blieben im Land zurück.
Militärfriedhöfe in Tunesien
Nicht zu vergessen die zerschossenen, zerbombten oder aus anderen Gründen stehengelassenen Relikte des Krieges, die noch heute an vielen Stellen über das Land verteilt zu sehen sind. Alte Gefechts- oder Geschützstellungen in Nordtunesien, Panzerfriedhöfe in der Steppe, vereinzelt noch Hinweisschilder zur Orientierung der Wehrmacht oder der Alliierten und nicht zuletzt das Areal um die Mareth-Linie sind auch heute noch stumme Zeugen der Geschichte. Mahnmale gegen das Vergessen sind die vielen Militärfriedhöfe in Tunesien, vorwiegend im Norden des Landes. Im Zweiten Weltkrieg litten auch tunesische Städte und die Zivilbevölkerung unter den Kriegshandlungen der fremden Streitkräfte, so wurde u.a. die Medina von Sfax bei einem Luftangriff 1942/1943 im Rahmen der Schlacht um Tunesien zwischen den Achsenmächten und den Alliierten teilweise zerstört.
Enfidaville War Cemetery
Die Stadt Enfidha (Enfidaville) liegt etwa 100 Kilometer südlich von Tunis unweit der GP 1. In etwa 1 Kilometer Entfernung westlich des Stadtzentrums liegt der Enfidaville War Cemetery (Commenwealth-Soldatenfriedhof). In Fahrtrichtung Zaghouan ist er auf der linken Straßenseite unmittelbar hinter dem Friedhof aus der Kolonialzeit zu finden. Es handelt sich um eine gepflegte Kriegsgräberstätte der Briten, auf dem auch Soldaten aus dem Commenwealth beigesetzt sind. Die meisten der Gefallenen und hier auf dem Enfidaville War Cemetery beigesetzten Soldaten starben in den letzten Schlachten von März bis Anfang Mai des Jahres 1943. Der Enfidaville War Cemetery in Enfidha enthält 1551 Commonwealth-Gräber des Zweiten Weltkriegs- 88 von ihnen konnten nicht identifiziert werden. Eine Hinweistafel am Eingang informiert über die Situation der letzten Kriegstage in dieser Gegend.
Kriegsgräberstätte Takrouna
Die Kriegsgräberstätte Takrouna wurde im Jahr 1949 errichtet und enthält auf der rechten Seite des Areals ein Denkmal für die Gefallenen der 1. Division der freien französischen Armee. Diese Einheiten waren maßgeblich an den Kämpfen in der Umgebung von Enfidha ab April 1943 beteiligt, als die Achsenmächte sich in den Hügeln westlich der Stadt bei Takrouna gruppierten. Am 16. April 1943 eroberte der französische General Leclerc das Gebiet um den Jebel Fadelloun und am 19. April eroberten neuseeländische Truppen Takrouna. Am 6. und 7. Mai wird das Gebiet südlich des Djebel Garci von der Brigade Lelong eingenommen. Am 13. Mai um 9.30 Uhr kapitulieren die deutschen Truppen. Vom südlichen Teil des französischen Militärfriedhofs hat man eine wunderbare Aussicht auf das Berberdorf Takrouna, das in die schweren Kämpfe hier im Zweiten Weltkrieg verwickelt war.
Weitere Informationen zu den Kriegsgräbern bei Takrouna in Tunesien finden Sie hier....!
Kolonialstadt Enfidaville
Man sieht und spürt diese Zeit heute noch an den Bauten der Siedler und der französischen Protektoratsverwaltung entlang der Hauptstraße von Enfidha. Die Kolonialzeit und ihre Folgen sind sicherlich ein immer noch schwieriges Thema in Tunesien und bei den Nachkommen der einstigen europäischen Siedler. Während der Kolonialzeit war der Ort Enfidaville von französichen, italienischen und maltesischen Siedlern bewohnt. Die einstige Anbaufläche betrug 120 000 Hektar und war im Eigentum der Compagnie de l'E - später dann der Société Agricultur Franco-Africaine.
Weitere Informationen zur ehemaligen Kolonialstadt Envidaville in Tunesien finden Sie hier....!
Deutscher Soldatenfriedhof Bordj Cedria
Der deutsche Soldatenfriedhof Bordj Cedria liegt unweit der Kleinstadt Hammam Lif am Fuße des Djebel Boukornine. Ein gepflasterter Weg führt hinauf zur Gräberstätte, die auf der Westseite des Gebirgsmassivs auf einer vorgeschobenen Hangschulter liegt. Die am 28. September 1977 eingeweihte Kriegsgräberstätte Bordj Cedria liegt inmitten einer bewaldeten Landschaft mit Blick auf den Golf von Tunis, den Kurort Hammam Lif, das Dorf Bordj Cedria und die weiten Ebenen des Cap Bon. Auf dem Friedhof....
Weitere Informationen zum Deutschen Soldatenfriedhof in Bordj Cedria am Cap Bon finden Sie hier....!
Gammarth Military Cemetery
Einer der größten französischen Soldatenfriedhöfe in Tunesien befindet sich in einem Vorort der Hauptstadt Tunis - in Gammarth. Er wurde bereits am 5. Januar 1944 auf einer Fläche von etwa sieben Hektar auf den Hügeln oberhalb von Gammarth eröffnet. Der "French War Cemetery" wird vom "Department of Veterans" der französischen Botschaft in Tunis verwaltet. Während der Kriegshandlungen auf dem Gebiet der damaligen Protektoratsmacht Frankreich in Tunesien, die vom 19. November 1942 bis zum 13. Mai 1943 dauerten, mussten viele Franzosen ihr Leben lassen. Die Gefallenen wurden anfangs dort bestattet, wo die Kämpfe ausgetragen wurden. Nach der Zusammenlegung der übers Land verteilten Plätze der französischen Soldatenfriedhöfe in Tunesien in den Jahren zwischen 1966 und 1968, fanden sie nun hier auf den Hügeln von Gammarth ihre letzte Ruhestätte.
Hier in Gammarth ruhen 1875 Kriegstote in einzelnen Gräbern, es gibt ein sogenanntes Beinhaus und ein Kolumbarium, das 1971 hier errichtet wurde. Insgesamt sollen 4190 Gefallene hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Der Friedhof ist täglich geöffnet von 09.00 - 17.00 Uhr.
Nordafrika American Cemetery and Memorial
Der "Nordafrika American Cemetery and Memorial" ist ein Militärfriedhof der Vereinigten Staaten von Amerika in Tunis, genauer gesagt in Karthago, etwa 16 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt. Der Friedhof ist etwa 11 Hektar groß und liegt zum Teil am Rand des antiken Bereichs. Er ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Tunis aus zu erreichen, da der TGM über die Station Karthago Amilcar eine gute Verbindung darstellt. Von hier sind es nur noch 5 Minuten zu Fuß zum Friedhof. Auf dem Friedhof sind 2841 Kriegstote der USA beigesetzt, die während der Kämpfe im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. Der Friedhof ist aufgeteilt in 9 rechteckige Parzellen, die durch breite Wege getrennt sind. Auf einer Wand sind die Namen von 3724 weiteren Toten eingraviert, die bis heute noch vermisst werden. Rosetten markieren die Namen derer, die seitdem gefunden und identifiziert wurden. Der Friedhof ist täglich zugänglich von 09.00 - 17.00 Uhr außer am 25. Dezember und am 1. Januar. [1]
Commonwealth Friedhof Medjez El-Bab
Die Stadt Medjez el-Bab ist spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg bekannt, weil sie u.a. im November 1942 einige Tage lang der Sammelplatz der Kräfte der britischen Armee war. Im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs fanden hier umfangreiche Kämpfe statt, als hier im Winter/Frühjahr 1942/1943 die Frontlinie verlief. Ganz in der Nähe - etwa 3 Kilometer hinter Medjez el-Bab in Richtung El Kef - liegt ein großer, schön angelegter Commonwealth Friedhof. Der britische Soldatenfriedhof zählt etwa 2900 Gräber, von denen 380 nicht identifiziert sind. Das Denkmal auf dem Friedhof erinnert auch an weitere 2000 Kriegstote, deren Gräber bislang nicht aufgefunden wurden. Bei den Gefallenen handelt es sich um die während der Kriegshandlungen zwischen dem 9. November 1942 und dem 13. Mai 1943 gestorbenen Soldaten in Nordwesttunesien.
Sfax War Cemetery
Der Commonwealth War Cemetery in Sfax ist eine Kriegsgräberstätte, auf dem britische Soldaten ihre letzte Ruhestätte fanden. Auch Soldaten der Commonwealth-Staaten, die an den Kämpfen von März bis April 1943 beteiligt waren, wurden hier beigesetzt. Sie fanden den Tod bei den Auseinandersetzungen auf den Schlachtfeldern in der Nähe von Medenine, der Mareth-Linie und dem Qued Akarit nördlich von Gabes. Auf dem Friedhof sind 1253 Einzelgräber zu finden. Der Friedhof befindet sich im Süden der Stadt Sfax auf der linken Seite der Nationalstraße P 1, umgeben von Fabrikhallen und Gewächshäusern. Der Commonwealth War Cemetery Sfax ist gut von der Gare Routière Louages Station Sfax im südlichen Zentrum der Stadt zu erreichen- von diesem Punkt etwa nur 3 Kilometer weit entfernt.
Massicault War Cemetery
Der Weltkrieg II. Friedhof „Massicault War Cemetery“ liegt etwa 2,5 Kilometer nordöstlich von Bordl El-Amri (5 556 Einwohner), einer Kleinstadt mit Flughafen, der allerdings etwas entfernt vom Ort zu finden ist. Der Militärfriedhof liegt an der Route der Nationalstraße 5 auf der rechten Seite in Richtung Medlez El-Bab. Die Entfernung zur Peripherie von Tunis beträgt etwa 25 Kilometer. Es handelt sich hier um einen sogenannten Commonwealth Friedhof. Bordj El Amri ist eine Kleinstadt, die verwaltungstechnisch zum Gouvernorat Manouba gehört, 29 km südwestlich von Tunis. Bis zum Jahr 1960 hieß der Ort noch Massicault, in Gedenken an Justin Massicault, einem französischen Diplomaten. Der Friedhof beinhaltet die Gräber von 1576 Soldaten des Commonwealth, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden.
Oued Zarga War Cemetery
Weitere Militärfriedhöfe im Nordwesten von Tunesien sind der Qued Zarga War Cemetery, der zwischen den Orten Medjez El-Bab und Beja an der Nationalstraße P 6 mit 247 Gräbern zu finden ist. Hier ruhen 8 indische und 239 britische Soldaten. Ein weiterer Friedhof liegt mitten in der Stadt Béja- der Beja War Cemetery mit etwa 400 Gräbern von Soldaten, die bei den Kampfhandlungen Anfang 1943 gefallen sind.
Museum der Mareth Linie
Das vom Tunesischen Verteidigungsministerium gegründete und unterhaltene Museum der Mareth-Linie (Musée de la ligne de Mareth) liegt direkt an der Straße Medenine - Gabes, kurz vor der Ortschaft Mareth. Es ist kein großes Museum, zeigt aber mit unterschiedlichen Medien den Ablauf der Schlacht von Mareth und die Bedeutung dieser Verteidigungslinie. Ferner gibt es eine Ausstellung der gängigsten damaligen Infanteriewaffen und auch auf dem Gelände des Museums wird Kriegsgerät....
Weitere Informationen zum Museum der Mareth-Linie (Musée de la ligne de Mareth) in Tunesien finden Sie hier....!
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zum Amerikanischen Militärfriedhof in Karthago basieren auf dem Artikel Nordafrika American Cemetery and Memorial vom 22.12.2011 aus der englischsprachigen freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Die Fotos "Militärfriedhof in Qued Zarga - Autor: IssamBarhoumi" - "Französischer Militärfriedhof Gammarth mit Blick auf die Bucht von La Marsa - Autor: Profburp" - "Commonwealth War Cemetery in Sfax, Tunisia - Autor: s.jon80" unterliegen der "Creative Commons" und "Attribution 3.0 Unported" Lizenz.