Synagoge La Ghriba
Übersicht
Eine Sehenswürdigkeit der Insel und Ort von überregionaler Bedeutung ist die Synagoge La Ghriba, eine Gründung jüdischer Flüchtlinge, die es nach der Zerstörung des zweiten Tempels in Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. hierher verschlug. Ihre Nachkommen leben noch heute, hauptsächlich in den Orten Hara Seghira (...heute Er-Riadh) und Hara Kebira (liegt direkt neben Houmt Souk), in friedlicher Koexistenz mit ihren muslimischen Nachbarn.
Wallfahrt
Um die Gründung der Synagoge ranken sich viele Sagen und Legenden. Alljährlich, 33 Tage nach Ostern, findet eine Wallfahrt frommer Juden aus dem gesamten Maghreb und auch aus Europa und Israel nach La Ghriba statt. Die Innenräume der Synagoge sind phantasievoll gestaltet, frei zugänglich und jederzeit einen Besuch wert. Direkt neben der Synagoge befindet sich eine Art Karawanserei (Oukala), die die zahlreichen Besucher alljährlich während der Wallfahrt beherbergt.
Geschichte
Die Synagoge La Ghriba liegt im Dorf Er-Riadh (früher Hara Seghira) auf der tunesischen Insel Djerba. In diesem Ort lebt bis zum heutigen Tag eine jüdische Gemeinschaft. Einer Legende zufolge soll die Gründung dieser Synagoge bereits auf das 6. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen. Danach sollen sogenannte "Priester des Tempels von Jerusalem" nach der Zerstörung des ersten Tempels durch die Babylonier (586 v. Chr.) hierher geflüchtet sein und diese Synagoge gegründet haben. Geschichtlich bedeutsam ist die folgende Tatsache: Nebukadnezar II. eroberte Jerusalem erstmals um 605, danach nochmals um 597 v. Chr.. Danach führte er die jüdische Oberschicht in die Gefangenschaft und setzte Zedekia als Vasallenkönig ein. Nach dessen Bruch mit den Babyloniern ließ Nebukadnezar Jerusalem 586 v. Chr. und seinen Tempel zerstören und führte die Reste der Führungsschicht, darunter Zedekia, in die Babylonische Gefangenschaft.
Weiterhin berichtet die Legende, dass mit diesen Flüchtlingen auch Gegenstände aus dem Jerusalemer Tempel nach Djerba gebracht wurden: eine Tür und ein Stein aus dem Altar des zerstörten Jerusalemer Tempels. Das allein erklärt schon die große Anziehungskraft, die die Synagoge über Jahrhunderte hinweg auf ihre Besucher ausübte. Demnach ist sie eine ältesten Synagogen von Afrika und gehört auch zum Kreis der ältesten Synagogen weltweit. Der größte Schatz der Synagoge ist eine Thorarolle, die zu den ältesten der Welt zählt. Während der alljährlichen Wallfahrt wird die Rolle in einer feierlichen Prozession um die Synagoge und durch den Ort getragen.
Warum gerade an dieser Stelle eine Synagoge errichtet wurde, ist nicht bekannt. Nach dem gegenwärtigen Zustand des Gebäudes zu urteilen ist es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an der Stelle von Vorgängerbauten errichtet worden. Die Synagoge wird geschichtlich schon im 16. Jahrhundert erwähnt, als sie anlässlich einer spanisch- militärischen Expedition bis auf die Grundmauern zerstört wird. Diese Synagoge ist die bekannteste von etwa 20 weiteren Gebetshäusern, die in den drei jüdischen Dörfern von Djerba in den 1950er Jahren noch existierten. Von außen wirkt das Gebäude der Synagoge eher schlicht und schmucklos während die Ausstattung im Inneren schon sehr prachtvoll wirkt. Schön bemalte Majolikakacheln, maurisch wirkende und bemalte Bögen, die den Eingangsraum vom eigentlichen Heiligtum trennen. Weiterhin sehr viel künstlerisch ausgeführtes Schnitzwerk in Form von umlaufenden Wandfriesen, Türen, Fenstern und Bänken.
Im heutigen Dorf Er-Riadh gibt es weitere fünf Synagogen, die äußerlich als solche nicht mehr erkennbar sind. Der Name Ghriba bedeutet "wunderbar" oder "seltsam" auf arabisch und spiegelt den Sonderstatus wieder, den die Synagoge in der jüdischen Tradition von Tunesien innehat. Die Synagoge wird in Berichten auch immer wieder als die "wundertätige" bezeichnet. Sie ist die bekannteste einer bestimmten Anzahl von Synagogen, die denselben Namen tragen und in anderen Ländern Nordafrikas existiert haben. Insbesondere hervorzuheben ist die ehemalige Synagoge von Annaba in Algerien.
Anschlag auf die Synagoge
Am 14. April 2002 kam es auf der Insel Djerba in den Vormittagsstunden zu einem Anschlag auf die Synagoge und ihre Besucher. Ein mit Gasflaschen beladener Lkw parkte vor dem Gebäude der Synagoge und wurde von Tätern mit terroristischen Hintergrund in die Luft gesprengt. Zum Zeitpunkt der Explosion hielten sich etwa 44 Personen in der Synagoge zu Besichtigungszwecken auf. Bei diesem Anschlag starben 14 Personen deutscher Nationalität, 5 Tunesier und zwei Franzosen. Der Anschlag auf die Synagoge La Ghriba erregte damals internationale Aufmerksamkeit und ist bis heute unvergessen geblieben.
Informationen:
Öffnungszeiten:
Sonntag bis Donnerstag: 07.30 - 17.00 Uhr
Freitag: 07.30 - 14.00 Uhr
Montag geschlossen!