Guellala
Übersicht
Guellala ist eine Stadt im Süden der Insel Djerba und zählt etwa 8000 Einwohner, die in erster Linie berberischen Ursprungs sind. In der Umgegend - hauptsächlich in den Talmulden - befinden sich reiche Vorkommen an Tonerde. Dieser Stoff wird bekanntlich als Grundlage der Töpferei verwandt. Wir starten am frühen Morgen von Zarzis zur Insel Djerba. Unser Ziel ist das Töpferdorf Guellala. Nachdem wir über den Römerdamm gefahren sind, biegen wir hinter der Polizeikontrolle in eine Straße nach links, die geradewegs zu unserm heutigen Ziel führt. Gleich am Eingang des Dorfes sind Töpferwaren aus Ton ausgestellt und wir sind auch unterwegs schon an zwei Fabriken vorbeigekommen.
Töpfereiprodukte
In alten Zeiten waren die Töpfereiprodukte gefragte Artikel zur Aufbewahrung und zum Transport von Erzeugnissen der Landwirtschaft. Die traditionelle Töpferei in Tunesien umfaßt zwei Orte: Nabeul am Cap Bon und Guellala auf der Insel Djerba. Der Ort auf der Insel ist bekannt für die Herstellung von Krügen, deren Kapazität bis etwa 300 Liter reichte. Ferner gab es besondere Krüge zur Lagerung von Getreide, Datteln und Olivenöl. Das Töpfereigewerbe befindet sich allerdings seit den 1950er Jahren auf einem gewissen Niedergang, weil es nicht mehr genügend Abnehmer für dieses handwerklich hergestellte Produkt gab.
Kunstwerke
Zählte man 1950 noch etwa 500 Töpfer in Tunesien, so sind bis heute nicht mehr als 45 Hersteller übriggeblieben. Ab 1960 gab es noch einmal eine Zunahme der Aktivität, die durch die Entwicklung des Tourismus verursacht wurde. Die Tonwaren, die man heute erstehen kann, sind eher nüchtern: entweder rot, wenn sie mit normalem Wasser behandelt wurden und weiß, wenn mit Meerwasser gearbeitet wurde. Die Bemalungen sind kleine Kunstwerke: entweder nach Berberart oder im traditionellen andalusischen Stil, der die Töpferei in Nabeul bis heute stark beeinflußt hat.
Bewohner
Die Einwohner von Guellala sind Muslime, die zur Glaubensrichtung der Ibaditen zählen, einer der ältesten religiösen Sekten des Islam. Im Gegensatz hierzu zählen die meisten Tunesier zur malekitischen Glaubensrichtung. Ferner gibt es noch auf Djerba die Sekte der Kharedjiten, die unter den Berbern großen Zulauf fand. Guellala beherbergt ein Museum für Volkskunst und Traditionen, das auf der Insel und weit darüber hinaus einen guten Namen hat. Die Frauen von Guellala sind an ihrem typischen Hut zu erkennen, der "mdhalla" genannt wird und wichtiger Bestandteil ihrer Kleidung ist. Er unterscheidet die verheirateten Frauen von den jungen Mädchen, die normalerweise keinen Hut tragen.
Grundwasser
Charakteristisch für die Insel Djerba ist die starke Streuung der Siedlungen. Ursache dafür war und ist die Wasserknappheit, denn auf der Insel (eher eine riesige Sandbank) gibt es keine einzige Quelle. Vor dem Bau der großen Pipeline, die heute Djerba mit Wasser aus den fernen Daharbergen versorgt, waren die Inselbewohner auf salziges Grundwasser und das Wasser ihrer Zisternen angewiesen. Die Qualität und Menge des Grundwassers bestimmt die Art der landwirtschaftlichen Nutzflächen. Während im Küstenbereich fast nur Dattelpalmen gedeien, die sich selbst mit recht salzhaltigem Grundwasser begnügen, folgen zur Inselmitte hin große Olivenhaine. Erst im Zentrum, wo das Salzgehalt des Wassers niedriger ist, finden sich Gemüse- und Obstbaumkulturen.
Cave d'Ali Berbere
Bei der Besichtigung des Ortes sind wir auf eine Besonderheit gestoßen: Inmitten von Guellala finden wir ein Schild, auf dem für die Besichtigung einer Räuberhöhle geworben wird - (Cave d'Ali Berbere)! Ali - ein liebenswerter alter Mann - erzählt uns, dass die Höhle, die von zahlreichen Steinsäulen abgestützt wird, aus der Zeit der Römer stammt. Er demonstriert, wie ehemals Ton gebrannt wurde, wie Olivenöl gepreßt und Wein in riesigen Amphoren gelagert wurde. Weiterhin demonstriert er, wie sich Ali Baba und seine vierzig Räuber damals in den Amphoren verstecken konnten. Ein kleiner, sehr anschaulicher sehenswerter Rundgang, der an alte Zeiten in Guellala erinnert.